Bildquellen: Google Maps www.goerlitzer-anzeiger.de/images/src/Goerlitz-Justitia-am-Untermarkt-JPG.jpg www.rundumweg.de/wp-content/uploads/2019/07/tag-43-goerlitz-30-02.jpg
Mittw.
21.5.97) Für unser Tagesziel Wroclaw (Breslau) nehmen wir die am
hochgelegenen Bautzen vorbei nach Görlitz
führende A 4. Hier, in der Stadt des mystischen Philosophen und
Schuhmachers Jakob Böhme, machen wir Halt und durchstreifen eine
gute Stunde lang die Altstadt. Seit dem vor allem auf Ostdeutschland
konzentrierten Sanierungsprogramm von 1991 hat man von den 3500
denkmalgeschützten Gebäuden schon vieles wieder hergerichtet.
Noch vor einigen Jahren sahen wir Fernsehbilder, bei denen einem
angesichts des abgewirtschafteten und oft schon vermodernden
Erhaltungszustandes nur grausen konnte, nun aber ist diese
wunderschöne und teilweise spätgotische Stadt weithin
wiedererstanden, besonders glänzend das Gebäude des
fürstlichen Schönhofes, der als das älteste deutsche
Renaissancehaus gilt. An allen Enden und Ecken wird jetzt gearbeitet,
und wir sehen Zimmermannsleuten zu, wie sie inmitten eines
Platzes eine Balkenlage ausrichten und vormontieren. Mittlerweile
wurde die Stadt zu einem beliebten Filmmotiv und erhielt den
Spitznamen "Görliwood". Für den geplanten Besuch meines
einstigen Pfadfinderführers kaufe ich eine 1982 verfasste krtiische
Broschüre über die Nazi-Zeit; damals war er in Görlitz
HJ-Führer und suchte uns Kinder und Jugendliche noch in den späten
1950er Jahren auf die NS-Maximen einzuschwören.
Östlich
der Neiße liegt nach der 1945 beschlossenen Teilung der Stadt die
nun polnische Stadt Zgorzelec;
nach dem Wechseln von DM in Zloty fahren wir über die
deutsch-polnische Brücke hinüber und sehen demTreiben auf einem
Markt zu; es geht hier und auch in der näheren Umgebung deutlich
lebendiger zu als in Görlitz.
Anderthalb
Stunden später machen wir in
Bunzlau
Halt; Ruth ersteht einige mit weißen Punkten verzierte blaue
Keramikschälchen und ein dazu passendes Milchkännchen. Auf dem
weiteren Weg nach Breslau muss man sogar auf der Autobahn auf
Schlaglöcher achten; längere Abschnitte scheinen noch der alten
„Reichsautobahn“ zu entstammen, so dass jedermann so lange wie
nur möglich auf der linken Spur bleibt.
- 3 -