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Rundreise von Weimar zum Kickelhahn und Belvedere



>Über allen Gipfeln ...< Bleistiftinschrift Goethes an der Bretterwand der Pirschhütte auf dem Kickelhahn (1780); Foto von 1869 (ein Jahr vor dem Abbrennen der Hüt­te). – Unten mit der von einem Übersetzerkongress an­ge­reg­ten Installation von Übersetzungen in 15 Sprachen (2000).

Bildquellen: Google Maps   Foto und Legende der Kickelhahnhütte von Horst Fleig in: www.fleig-fleig.de/warte-nur-balde-2.html


Sa. 18.7.87) Nach nochmaligem Durchstreifen des Goethehauses fahren wir zu dem 60 km entfernten Städtchen Ilmenau. Das am Marktplatz im ba­ro­cken Amtshaus untergebrachte Museum haben wir wie andere Besucher in Puschen zu durchlaufen. Goethes Dienstwohnung lag im 1. Stockwerk; von hier aus versuchte er – mit geringem Erfolg – den Silber- und Kupferbergbau der Umgebung voranzubringen; ein Zimmer zeigt Modelle und Zeichnun­gen einer Wasserkunst“ (zur Grubenentwässerung) und der Ilmenauer Schachtanlage. Im Salon steht dem Tafelklavier gegenüber die Replik eines Spieltischs, an dem er in kleiner Gesellschaft L'Hombre zu spielen pflegte.

   An einer Waldstraße stellen wir das Auto ab und laufen zum spätbarocken Jagdhaus Gabelbach hoch. Hier steigen wir in Begleitung etlicher anderer Besucher höher bis zur Hütte am Kickelhahn – mit weitem Ausblick über die Thüringer Wälder. Im Innern studieren wir die Gedichtverse >Über allen Gipfeln ... <, die Goethe einst auf die Bretterwand der Jagdhütte schrieb.


Nachmittags essen wir in dem gepflegten Pennewitzer Familienbetrieb „Zur Sorge“ und fahren sodann nach Rudolstadt, wo wir an einigen rätselhaften (Theater-)Bauten der Goethezeit vorbeikommen; darunter sicherlich das Theater, auf dem Goethe im Juli 1797 das Stück des Jenenser Studenten August Klingemann aufführen ließ (siehe www.fleig-fleig.de/student-in-jena.html). Zum Erschrecken heruntergekommen zeigt sich das Haus der Familie v. Len­ge­feld, in dem 1788 Goethe Schillers Bekanntschaft machte. Prächtig herausgeputzt dagegen mit seinen weitläufigen Gärten zeigt sich Schloss Koch­berg, wo gerade ein Konzert stattfindet.

   Einige Kilometer vor Weimar biegen wir zum Besuch des Schlossparkes Belvedere ab, einem nach englischen Vorbild angelegten Landschaftspark. Die resolute Chefin des Gaststättenbetriebs klagt soeben darüber, dass die für morgen bestellte Torte schon heute angeliefert wurde. Während Ruth den dortigen Irrgarten erkundet, suche ich die etwas entlegenere Orangerie auf. Es ist ein mehrmals erweiterter Baukomplex mit Gärtnerwohnhaus und Pal­menhäusern, in denen auch Kutschen ausgestellt sind. Zudem sind hier Granatapfel-, Feigen- und sogar Kaffeebäume zu sehen und im Hof neben auf­gestellten Kübelpflanzen ein Goldfischteich.

   In einem Weimarer Kino sehen wir noch einen amerikanischen Gesinnungsfilm über die Verteidiger von Adler-Reservaten an; in dem sehr gemischten Publikum zeigen sich auch einige junge Männer in Rockerkluft, die über alle Maßen zahm bleiben.


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