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Ausflug nach Jena und Umgebung


Oben JenasTraditionshaus „Zur Rosen“.
Darunter der „Fuchsturm" und die Berggaststätte

Bildquellen: Gooogle Maps   https://d2exd72xrrp1s7.cloudfront.net/www/000/1k3/1z/1zhs8re183h61sgmn974ly2df2yynn7x4-uhi5747258/0?width=768&height=576&crop=true   https://kulturzuhause.de/wp-content/uploads/2020/04/jena-fuchsturm-jenakultur-chaecker-2-medium.jpg   

 

Fr. 17.7.87) Aus dem Badezimmer geht mein suchender Blick in Richtung Frauenplan und fällt auf eine Menschenschlange, die vor einer Metzgerei ansteht. Eintrittskarten für das Goethehaus am Frauenplan gibt es in einem Zentralverkaufsbüro, wo Rentnerinnen ohne eigene Kassenbefugnis arbeiten. Ruth jedenfalls muss für die beiden Karten 20 DM beim Bäcker nebenan wechseln lassen. – Das Goethehaus betreten wir vom Hof her und gelangen über den langen serpentinenartigen Treppenaufgang in den „Gelben Saal“. Das „Salve“ davor wirkt wie eine kalkulierte Antwort auf den damals so oft einschüchternden skulpturenbestückten Aufmarschweg. In diesem Saal (Goethes Speisezimmer) dür­fen wir uns einer Gruppe thüringischer Lehrer anschließen und werden kundig von einer Angestellten der Weimarer „NFG“ geführt. Besser als das „Büstenzimmer“ gefällt uns das kleine Gartenzimmer. Imposant die Fluchten des Vorderhauses, deren Zimmer sich schatullengleich öffnen. Wir kommen über das hintere Vorzimmer mit den Mineralien­schränken bis zu Goethes Schlaf- und Sterbezimmer; einen Hauch von Mumifizierung erweckt das mit einer Plastikdecke überzogene Bett. (Zu einer aktuellen 3D-Führung von Zimmer zu Zimmer vgl. www.klassik-stiftung.de/goethe-nationalmuseum/goethes-wohnhaus/)

   Wir gehen danach zu Goethes Gartenhaus im Ilmpark hinüber, das er 1776 von Herzog Carl August geschenkt bekam. In dem planen Gelände liegt es als Blickfang und zu­gleich wie in Opposition zum Städtchen Weimar da. So manches Möbelstück wirkt nicht authentisch, anders hingegen im Schlafzimmer sein zusammenklappbares Reisebett und in der Küche ein Binsenkorb aus Marienbad.

 

Am Nachmittag fahren wir ins 23 km entfernte Jena und winden uns über die Serpentinen der „Schnecke“ in die Stadt. Das von J. G. Fichte bewohnte Romantikerhaus“ ne­ben dem Roten Turm ist wegen der Vorbereitungen einer Kunstausstellung zur Zeit geschlossen. Glänzend renoviert das von Frühromantikern wie Brentano und Klingemann fre­quentierte Gasthaus Zur Rosen“, das jetzt den Universitätsdozenten als Mensa dient (am Abend sehe ich drinnen überwiegend Frauen beim Essen). Wir fahren weiter zu Goe­thes Inspektorhaus am Botanischen Garten; ein riesiger Ginkgobaum, den Goethe selber pflanzen ließ, thront davor und drinnen ist ein kleines Goethe-Museum zu besichtigen. – Da das Restaurant des 120 Meter hohen Universitätshochhauses („Keksrolle“) heute geschlossen ist, empfiehlt uns ein Mittvierziger stattdessen den „zünftigen Fuchsturmauf dem Jenaer Hausberg, den wir in halbstündiger Fahrt via Ziegenhain erreichen. In der Berggaststätte neben dem Turm herrscht ein wilder proletarischer Schänkenbetrieb mit ki­lo­meterweit zu vernehmendem Gruppengesang; Frauengruppen singen gegen Männergruppen an. Draußen verzehren wir bei nahendem Sturm unser zu großes Steak. – Das von Goethe frequentierte Gasthaus Grüne Tanne“ am Saaleufer verludert gegenwärtig, zuletzt hatte sich wohl eine Wäscherei darin eingerichtet.

   Auf der Rückfahrt nach Weimar biegen wir nach Cospeda ab. Das dortige kleine Kriegsmuseum im „Grünen Baum zur Nachtigall“, in dessen Nähe Napoleon die Doppel­schlacht von Jena und Auerstedt schlug, ist schon geschlossen. Dafür bietet sich ein anderes militärisches Spektakel dar: Unter lautem Hubschrauberpfeifen durchrasen plötzlich an die 15 bis 20 Panzer kilometerweit das Gelände unter uns und beginnen dann in Kurven zu manövrieren. Ein letztes Training für den so oft vorhergesagten Vorstoß in die Nord­deutsche Tiefebene?

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