Quellen: www.google.de/maps/@37.688426,-4.481689,3a,75y,19.94h,89.39t/data=!3m6!1e1!3m4!1sQtHTsUYs4fM50AIbmmtHAw!2e0!7i13312!8i6656!6m1!1e1
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Mo. 25.9.06:
Für unser heutiges Tagesziel Granada nehmen wir nicht die Autobahn, sondern die N-432, die an Olivenplantagen und mitunter schier endlosen Weizenfeldern vorbeiführt. Nach einer knappen Stunde machen wir beim Rathaus des Städtchens Castro del Río Halt. Denn hier soll Miguel de Cervantes als Steuereinnehmer eine veritable Donquijoterie begangen haben, als er Steuern auch für die eigentlich davon befreite Geistlichkeit eintreiben wollte und dafür einige Tage ins Gefängnis gesteckt wurde. Der wirkliche Sachverhalt ist leider prosaischer, es ging wohl nur um die rasch widerlegte Anschuldigung eines Kanonikus, Cervantes habe widerrechtlich Getreide verkaufen lassen.
Wie oben in dem Wandgemälde angedeutet, soll dem Dichter in dieser Haftzelle der Einfall zu seinem ‚Don Quijote' gekommen sein. In der Vorrede zum 1. Buch (1605) erklärt er ja im selbstironischen Gestus die Unzulänglichkeiten seines Romans damit, dass dieser „Sohn meines Geistes ... im Gefängnis erzeugt wurde, wo jede Unbequemlichkeit ihren Sitz hat, jedes triste Gelärm zu Hause ist”. Allerdings käme dafür auch Sevilla in Frage, wo unser Hidalgo Jahre später (1597) einige Monate lang wegen einer unverschuldeten Steueraffäre inhaftiert wurde. Das auf der Gedenktafel von Don Quijote an Sancho Pansa gerichtete geflügelte Wort lautet in jener deutschen Übersetzung:
„Die Freiheit, Sancho, ist eine der köstlichsten Gaben, die der Himmel dem Menschen verliehen; mit ihr können sich nicht die Schätze vergleichen, welche die Erde in sich schließt noch die das Meer bedeckt. Für die Freiheit wie für die Ehre darf und muß man das Leben wagen ... ”. Und Don Quijote fährt fort: „Gefangenschaft dagegen ist das größte Unglück, das den Menschen treffen kann.” (58. Kap. des 2. Buchs)
Seine im Rathaus vorgezeigte Gefängniszelle ist nicht authentisch; denn das Gebäude erhielt seine jetzige architektonische Gestalt erst im 18. Jh. als Villa der Herzöge von Medinaceli, denen auch die vor Tagen von uns besuchte Casa de Pilatos in Sevilla gehörte.
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Nach einiger Zeit zeigt sich am Horizont die mächtige Sierra Nevada, die von unserer Seite her jedoch nicht schneebedeckt ist. Über einige neuere Vorstädte mit konzentrisch angeordneten Schnellstraßen fahren wir in die Stadt Granada ein und kommen wegen einer Umleitung schon an der hochgelegenen Alhambra vorbei.
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