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Oben: Wandgemälde ‘Chisholm Trail’ von Richard Haas (1985) am Sundance Square in Fort Worth. - Darunter eine Postkarte aus den 1930er Jahren
 
 
 


Quanah Parker (um 1850-1911); Foto um 1890

Quellen: www.worldisround.com/articles/53121/photo6.html   www.usgwarchives.org/tx/tarrant/postcards/colsm.jpg

www.old-picture.com/united-states-history-1900s---1930s/Quanah-Parker.htm


Am frühen Abend dieses Samstags treffen wir wieder in Dallas ein und fahren zunächst zu dem Hotel in der Mockingbird Lane, von dem aus wir zu unserer Texas-Rundreise aufgebrochen waren. Noch haben wir einige Stunden Zeit und wollen deshalb im benachbarten Fort Worth eine Rodeo­show besuchen. Die Stadt lag einst am Chisholm-Trail und entwickelte sich im letzten Drittel des 19. Jh. zu einem der größten Viehmärkte über­haupt. Ihren Spitznamen „Cowtown” rechtfertigt sie noch dadurch, dass sie in ihren „Stockyards”, dem alten Herzen der Stadt, ein Ensemble von Stores, Saloons und Restaurants um die ehrwürdige Rodeo-Arena und das im spanischen Missionsstil erbaute „Live Stock Exchange Building” ange­siedelt hat. Ein Areal, das sich wohltuend von anderen Stätten mit dem dort üblichen Vergnügungstrubel abhebt.

  Auf den Nebenstraßen mit den Stallungen kreuzen schon etliche Rodeoveteranen unseren Weg, der eine oder andere darunter ziemlich abgehalf­tert. Nach dem Kauf der Tickets für die Rodeoshow essen wir in einem der rustikalen Restaurants und begeben uns dann hinüber zu jenem Cow­town Coliseum”. Vor einem Jahrhundert fand drinnen das erste Hallenrodeo überhaupt statt. Rodeos pflegten mit anderen Shows zu wechseln, so ließen sich in der Arena befriedete Komantschen unter ihrem letzten Oberhäuptling Quanah Parker bestaunen und traten hier ein russsiches Ballett sowie unter anderem Caruso und Elvis auf.

   In der klimatisierten Halle ist heute Abend ungefähr die Hälfte der über 1000 Sitzplätze belegt. Von unseren Plätzen auf den oberen Rängen aus haben wir einen guten Überblick über die Show. Sie bietet die üblichen Programmpunkte wie Bullenreiten, Niederwerfen und Fesseln von Kälbern oder Kunst­stückchen mit Lasso oder Pferd. Gelegentliche lokalpatriotische Elemente stören zunächst nicht weiter, so eine zum Auftakt mit der Te­xasflagge in der Hand herangaloppierende junge Frau (in Fort Worth gibt es übrigens auch ein „Cowgirl-Museum”). Als jedoch nach der US-Natio­nalhymne The Star-Spangled Banner’ noch die selbstgefällig-aggressive Texas-Hymne gespielt wird („Texas, our Texas! your freeborn single star,/­Sends out its radiance to nations near and far... ”), erhebe ich mich wohl als einziger nicht erneut vom Sitzplatz. Zu frisch ist noch meine Empörung über „Huntsville” und die hier wie oft so krasse und mörderische texanische Bigotterie.


Auf der abendlichen Rückfahrt nach Dallas werden wir von einer Polizeistreife gestoppt. Ruth hatte nämlich während der Fahrt beim Schein der Ta­schenlampe auf unserer Routenkarte nach der nächst fälligen Highway-Nummer gesucht was verboten sei, wie wir nun zu hören bekommen. Al­lerdings sei es ebenso verboten, wende ich ein, für eine solche Orientierungssuche auf dem Standstreifen rechts neben der Fahrspur anzuhalten. Nach dieser Darlegung unseres Dilemmas werden die beiden Polizisten kooperativer und machen sich sogar die Mühe, den besten Weg hin zu un­serem Hotel herauszufinden.

   Wie schon nach unserer Ankunft übernachten wir nun auch jetzt wieder in dem Hotel in der Mockingbird Lane, um zum Rückflug am nächsten Morgen mit dem Mietwagen zum DFW-Flughafen nach Fort Worth hinüberzufahren.

 

*

 

Nach der Rückkehr habe ich wie schon 1980 nach unserer ersten USA-Reise Nacht für Nacht Autofahrt-Träume, die sich beinahe so lange wie die Rundreise selber hinziehen. Mit Ausnahme von je zwei Übernachtungen in Oklahoma City, San Antonio und Houston zogen wir ja Tag für Tag wie Handwerker „auf der Walz” weiter, wie Wilhelm in ‘Wilhelm Meisters Wanderjahren’ oder wie ich einst als Pfadfinder auf der Großfahrt 1957. In ei­nem Rhythmus, der verstörerisch tief in einem weiterarbeitet, als hätte er für kurze Zeit wieder an eine atavistische Nomaden- oder Jägerexistenz Anschluss gefunden.

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