Quellen: www.panoramio.com/photo/20996707 www.barbarairwin.com/VereinsKircheMuseum.jpg www.tsl.texas.gov/lobbyexhibits/mural-meusebach www.fbglodging.com/meusebachs-200th-birthday-celebration-may-26/
Das
Heimatmuseum von
Fredericksburg ist in einer Replik der 1847 für
alle Konfessionen erbauten „Vereins
Kirche”
untergebracht. Ihr oktogonaler Grundriss war zur effizienteren
Abwehr von Angriffen der hiesigen Komantschen gedacht, musste sich
aber zu diesem Zweck niemals bewähren. Denn dem Begründer der
Stadt, dem aus Thüringen stammenden Freiherrn
von Meusebach
gelang es als Generalkommissar des „Mainzer
Adelsvereins” im selben Jahr, einen Friedens- und
Schutzvertrag mit den Komantschen zu schließen. Als einziger Vertrag
mit Indianern in Texas und wohl überhaupt in den Vereinigten Staaten
wurde er niemals gebrochen, obgleich er sich weit über
Fredericksburg hinaus über zehn spätere Counties erstreckte. Der im
Museum der „Vereins Kirche” dokumentierte Vertragstext sicherte
beiden Seiten auf kluge faire Weise Schutz und respektvolle
Behandlung zu; so halfen die Komantschen während des harten Winters
1847/48 den Kolonisten mit Nahrungsmitteln und Fellen aus und hätten
ihrerseits Hilfe gegen deren Feinde anfordern dürfen. Der
Freiherr nannte sich nach seiner Niederlassung in Texas nur noch John
O. Meusebach, wurde in den texanischen Senat gewählt und war noch
lange als Farmer und Botaniker tätig. Von seinen Nachkommen und
denen der Komantschenhäuptlinge wird der Vertrag in jüngster Zeit
mit einem jährlichen Pow-Wow gefeiert und mit der Friedenspfeife
symbolisch bekräftigt.
*
Ein
Wort noch zur deutschstämmigen Bevölkerung von Texas, die bis 1900
auf ungefähr 200.000 Personen oder rund 6% der Gesamtbevölkerung
anwuchs. In ihrer Abgrenzung von anderen Einwander-Ethnien, ihrem
notorische Hang zum „Vereinsleben” und in ihrer oft
jahrzehntelang durchgehaltenen Weigerung, Englisch zu sprechen,
wiesen besonders die von konservativen Gruppierungen gegründeten
Siedlungen Züge einer „Parallelgesellschaft” auf. Freilich war
damals noch vieles im Fluss, Texas war bis 1845 eine unabhängige
Republik und schien bis dahin sogar eine gewichtige Mittlerrolle
zwischen Mexiko und den USA spielen zu können. Der 1842 auf Schloss
Biebrich bei Mainz gegründete „Adelsverein”
(„Verein zum Schutze deutscher Einwanderer in Texas”)
favorisierte Texas deswegen und zudem wegen der relativ kurzen
Siedlungsgeschichte, die für Neusiedler einen nur geringen
kulturellen Anpassungsdruck erwarten ließ. Die Bestrebungen der
Republik Texas, Siedler derselben Herkunft nicht auf ein bestimmtes
Territorium zu konzentrieren, unterlief der Verein damit.
Speziell dem Vorgänger von Meusebach, Carl zu Solms-Braunfels,
schwebte eine mit Deutschland eng verbundene Kolonie vor. Solms,
damals Offizier in österreichisch-ungarischen Diensten, hatte
bei der Gründung von Neu-Braunfels das Deutschlandlied gesungen und
die österreichische Flagge gehisst, woraufhin allerdings andere
deutschstämmige Siedler die Flagge der Republik Texas hochzogen. Und
gegen die deutschtümelnden Vorbehalte in vielen umliegenden
Gemeinden erbaute man 1853 in Neu-Braunfels aus Steuermitteln eine
öffentliche Schule, in der die Kinder sowohl in deutscher als auch
englischer Sprache unterrichtet wurden.
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