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IV Film und Kindheit
V Mitschüler/Schulen
VI GERMANISTICA


Oben und Mitte: Die Terlingua-Klinik in Wim Wenders' Film ‘Paris, Texas’ (1983/84)
Unten die Nachfolgeklinik um 2022


Auf dem Friedhof von Terlingua (20. 8. 2000). Die hier beigesetzten 31 Männer wurden im Durchschnitt nur 53 Jahre alt.
Grabinschrift oben für Don Smith (1940-86):
"Held in the arms of my desert I assuredly rest in peace"

Quellen: Standbilder aus ‘Paris, Texas’ (08:48 und 06:08 auf VLC Plus Player)  Für die Nachfolgeklinik Google Maps (Terlingua Fire & Ems Inc.) - Die Fotos rechts sind von mir, H. F.  


So. 20.8.00:

Unser Tagesziel ist die gut 400 Straßenkilometer weiter östlich gelegene Grenzstadt Del Rio, doch machen wir zuvor noch einen größeren Schlen­ker westwärts nach TERLINGUA. In Wim Wenders’ Film wird hier der aus Mexikos Wüstengebieten herübergekommene Travis nach seinem Zusam­menbruch in der kleinen Ortsklinik untersucht. Die erst 1980 eingerichtete Paramediziner-Klinik existierte dank mancher Spenden noch im Jahre 2000 unter der in Film gezeigten Notrufnummer. Jedermann in den Chisos Mountains dürfte diese kleine „Non-Profit”-Klinik oder vielmehr Erste-Hilfe-Station im Hinterkopf gehabt haben. Denn sie ist im Notfall die nächstliegende, während man für ein Krankenhaus ungefähr 2 Stunden bis nach Alpine im Norden fahren müsste. Einen kurzen CBS-Filmbericht des Jahres 1984 über die Klinik und ihren Begründer John Alexander findet man unter: www.­vimeo.­com/6013454

   P.S.: Die Klinik wurde 2003 geschlossen, weil es im benachbarten Grenzort Lajitas ähnliche Einrichtungen gab, scheint aber inzwischen unter dem Namen „Terlingua Medics” in telemedizinischer Organisationsform wiedererstanden zu sein. Zudem praktiziert in Terlingua mittlerweile ein skurriler „Bor­derline”-Spezialist, der für den verstummten Grenzgänger Travis womöglich hilfreicher gewesen wäre als der von Bernhard Wicki tough ge­spiel­te Texasarzt.


Terlingua verdankt seine Gründung der Entdeckung von Zinnober, aus dem von 1900 bis 1940 durch starke Erhitzung Quecksilber gewonnen wur­de. Bis zu 5000 Menschen wohnten einst in der Ortschaft, und der Name Terlingua – der sich wohl von den drei hier vorherrschenden Sprachen der Apachen, Kiowa und Komantschen herleitet – stand zeitweilig für den zweitgrößten Quecksilberproduzenten der Welt. Nach Erschöpfung der Minen verfiel die Ortschaft rasch zu einer Geisterstadt, doch siedelten sich hier im Unterschied zu so vielen anderen amerikanischen Ghost Towns immer wieder diverse Außenseiter oder „misfits” an (wie es eine hier lebende Frau von den meisten Bewohnern behauptet). Dank des Tourismus stieg die Zahl der Einwohner zwischen 1994 und 2000 von 25 auf 267, fiel dann aber wieder auf 78 (2020).


Wir suchen noch den Friedhof von Terlingua auf und kommen aus dem Staunen nicht heraus. Offenbar hat die Wüstenlandschaft eine eigene wüste Bestattungskultur nach sich gezogen. Zudem, so mein Eindruck auch von jüngeren Websites her, haben sich in Terlingua etliche exzen­tri­sche Spaßvögel eingefunden.

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