Bildquellen: Google Maps
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Mittanzen
animiert werden (einigen älteren Kindern ist dies hochnotpeinlich).
Nach Besichtigung dieses im 2. Jh. v. Chr. mit einer Kassettendecke
erbauten römischen Tempels lassen wir unsere Füße von einem Sockel
her ins Tal baumeln. – Zurück in Rom, setzen wir uns neben unserem
Hotel in ein Straßencafé und sehen dem dortigen munteren Treiben
zu. In einem fort läuft jemand ins Café und tritt nach wenigen
Minuten wieder auf die Straße (sicherlich telefonische
Verabredungen zu einem späteren Treffen).
Fr.
4.8.89) Bevor wir Rom verlassen, möchten wir uns noch einmal
Michelangelos
Deckengemälde in der Sixtischen Kapelle
ansehen.
Sie wurde seit dem letzten Mal renoviert, so dass man angesichts der
Farbenpracht einigermaßen erschrickt, doch tritt die Kühnheit
der Komposition deutlicher hervor. Weit besser als das Wimmelbild des
Jüngsten Gerichts gefällt mir der antik gelassene Sibyllenzyklus,
vor allem die mit weit geöffneten Augen tief beunruhigt das Kommende
erblickende Delphische Sibylle. Auf dem Rückweg kommen wir durch die
endlos langen päpstlichen Galerien mit ihren oft degoutanten
Prachtgeschenken aus aller Herren Länder.
Unser
heutiges Tagesziel ist Turin. Wir halten aber schon in der Ortschaft
Bomarzo, wo wir die grotesken Figuren im „Parco
dei Mostri“ des
Prinzen Orsini betrachten, die sich vor allem auf Ariosts ‚Orlando
furioso‘
beziehen.
Verstörender als die Renaissance-Monster und verdrehten Sinnsprüche
ist das schräg nach links geneigte Haus („Casa Pendente“), bei
dessen Anblick einem fast so schwindlig werden kann wie beim
Besteigen des Turmes von Pisa.
Über
Alessandria kommen wir zu unserem vorgebuchten Hotel in Turin.
Durch die Bogengänge und die langen Straßenfluchten machen wir
einen kilometerlangen Abendspaziergang, uns zu Seiten abertausende
Flaneure. Nicht finden konnten wir leider – oder übersahen sie in
der Dunkelheit – die Gedenktafel für Nietzsche, der hier im Januar
1889 das von einem Kutscher immer wieder gepeitschte Pferd umhalste,
zusammenbrach und Tage später von seinem Freund Franz Overbeck in
die Basler Psychiatrie eingeliefert werden musste.
Sa.
5.8.89) Wir fahren weiter durch das hübsche Aosta-Tal und nehmen den
Tunnel durch den St. Bernhard, dessen Höhenlage uns überrascht
(beinahe 1400 über dem öfter von uns befahrenen Gotthard-Tunnel).
In Lausanne
übernachten
wir gegenüber dem Bahnhof im „Continental Hotel“, das soeben
renoviert wird; auf unserer Etage sind wir wohl die einzigen Gäste.
Auf langen und teilweise mühseligen Wegen durchlaufen wir die
hügelige Stadt – und erlauben uns danach ein 7-gängiges
Schlemmeressen im Hotelrestaurant.
So
6.8.89) An diesem Heimreisetag bekomme ich unerwartet Lust, das von
mir in der Kindheit öfter besuchte Freibad in Freiburg-Littenweiler
wiederzusehen.
Zum ersten Mal war ich dort 1949 als Vierjähriger und zum letzten
Mal um 1956, als ich schwimmen lernen wollte und nach zwei, drei
eigentlich korrekt ausgeführten Schwimmbewegungen immer wieder in
die Tiefe absackte. So nehmen wir jetzt eine Umkleidekabine,
deren mit Teer gemischter Holzgeruch mir altvertraut ist. Als nicht
mehr so geübter Schwimmer überfällt mich in den ersten Sekunden
plötzlich wieder das Gefühl des ehemaligen Nichtschwimmers! Wir
lagern uns dann für eine gute Stunde nahe beim Nichtschwimmerbecken
hin. Auch dieses mit den am Beckenrand postierten Steinfiguren von
Seelöwe, Kuh (Kalb) und Pferd ist mir noch höchst vertraut. Zu
meiner Verwunderung kam mir die ganze Szenerie gar nicht so arg
geschrumpft vor, wie es ja sonst der Erwachsene beim Wiedersehen von
Stätten der Kindheit erlebt. – Für den Rückweg nach Tübingen
wählen wir die Schwarzwaldstrecke durchs Höllental.
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