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Beim
Besuch der Stadt
Galway
kommen
wir zunächst an Lynch’s
Castle
vorbei.
Das wappengeschmückte kastellartige Gebäude aus dem 16. Jh. hatte
keine militärische Bedeutung, sondern war der Wohnsitz der Familie
Lynch, die vom Ende des 15. bis Mitte des 17. Jh. meist den
Bürgermeister der Stadt stellte. Am Hafen liegt der Doppelbogen
„Spanish
Arch“,
der zur Stadtbefestigung gehörte und Ende des 16. Jh. zur
Verteidigung der Hafenquais erbaut wurde. Sein Name verdankt sich den
Handelsbeziehungen mit Spanien, dessen Galeonen von Zeit zu Zeit
im Hafenbecken lagen. 1755 wurden Teile der Anlage durch einen
Tsunami zerstört, den das Erdbeben von Lissabon ausgelöst hatte.
Zuletzt
besuchen wir hier das Haus der Bäckerstochter Nora
Barnacle,
deren Beziehung mit James Joyce am „Bloomsday“ des 16. Juni 1904
begann und die das Urbild der Molly Bloom im „Ulysses“
ist (einschließlich
ihrer interpunktionslosen Schreibweise und ihres eigenwilligen
Umgangs mit Fremdwörtern). Ihre oft wie hochmütig emporgereckte
Nase ist vielleicht trotzig-selbstbewusster Ausdruck der so
lange durchgehaltenen Unterstützung ihres Ehemanns James. Das
unscheinbare Haus in der Stadt Galway wurde als Privatmuseum
eingerichtet; die Frau an der Kasse, vermutlich eine
pensionierte Lehrerin, klatscht über beider eheliches Verhältnis
und wagt sodann, einen ausländischen (englischen?) Schüler
hinsichtlich seiner Joyce-Kenntnisse zu examinieren.
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darauf fahren wir über Galway hinaus, vorbei an der See- und
Moorlandschaft von Connemara und später weiter bis Joyce's Country.
Das Fischerstädtchen Clifden,
der Hauptort Connemaras, ist heute – wie schon gestern die Stadt
Galway – arg überlaufen. Wir stoßen auch auf deutsche Pfadfinder
und in einem Pub auf ein älteres deutsches Ehepaar, das missmutig
Reklamezettel für seine kunstgewerblichen Erzeugnisse anfertigt;
überhaupt überrascht uns das so häufige Vorkommen irischer „Craft
Centres“ mit Produkten des Kunsthandwerks.
Hinter
Clifden wird die Strecke nur noch in gälischer Sprache
ausgeschildert. Und schon haben wir uns in den Küstenbuchten
verfahren; so auch, trotz seiner Spezialkarte, ein vor uns fahrender
Franzose. Ein Einheimischer weist uns wie auswendig gelernt die
Richtung (nach ca. 10 Meilen vorbei an einer Tankstelle, einem Pub
und dann über mehrere Brücken). Seine Beschreibung erweist
sich als triftig, und so geht es weiter durch anmutige Täler mit
Torfsümpfen, Heidelandschaften und immer wieder Schafherden, wobei
wir die Gebirgskette der Twelve Bens ständig vor Augen haben.
Wir
kommen in das verkehrsarme „Joyce‘s
Country“,
benannt nach einer walisischen Sippe, die sich zu Beginn des 14. Jh.
hier ansiedelte. Durch Hügellandschaften mit Stechginster und
Heidekraut sowie Herden mit einigen streitlustigen Schafen (Hammeln?)
fahren wir auf die Ortschaft „Cong“
(=
„Isthmus“)
zwischen den Seen Lough
Mask und Lough Corrib zu. Hier durchlaufen wir die Ruine der von
Augustinern angelegte Cong
Abbay,
die gegen Ende des 12. Jh. zum Refugium des letzten, von den
Anglo-Normannen zurückgedrängten irischen Hochkönigs
Rory O’Conor ausgebaut
wurde; seine oben abgebildete Büste befindet sich über einem
Portalbogen der Abtei. In dem angrenzenden Park erbauten die Mönche
auf einer Plattform über den Fluss Cong ein Fischerhäuschen, das
heute von uralten bemoosten Eiben umgeben ist.
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