Bildquellen: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/3d/DD-Yenidze-1.jpg Google Maps (Chemnitz, „Altes Rathaus")
Nach
einer weiteren Fahrtstunde treffen wir wieder in Dresden ein; von
unserem unansehnlichen Hotel in der Leipziger Vorstadt fahren wir
bald noch einmal hinüber in die Altstadt, wo wir zu Abend essen
wollen. Gleich nach dem Überqueren der Elbe kommen wir an der
ehemaligen Zigarettenfabrik Yenidse
vorbei,
die 1909 errichtet wurde und so gar nicht zu der Barockstadt
Dresden passen will. Die Fabrik kam als ziemlich unverschämte
Verlegenheitslösung zur Welt: Da im Weichbild der Stadt kein als
solches kenntliches Fabrikgebäude errichtet werden durfte, ließ
der Besitzer ein Gebäude erbauen, das einer Moschee glich und deren
Fabrikschornstein als Minarett verkleidet wurde. Er kam mit diesem
später als „Tabakmoschee“ bespöttelten Baukonstrukt durch;
heute dient es vor allem als Bürogebäude.
Wir
fahren weiter bis zu dem hinter dem Dresdner Zwinger liegenden und
soeben renovierten Schauspielhaus,
das unter anderem Kleist, Handke und Wilson im Programm führt. Wir
aber essen nur eine Kleinigkeit im Theaterrestaurant, das uns wie das
Theater selbst mit seinem Jugenstildekor erfreut.
Fr.
23.5.97) Auf der Rückfahrt nach Tübingen machen wir bald in
Chemnitz
Halt. Wie in
Görlitz sind auch hier große Wiederaufbauarbeiten im Gange. Und
überhaupt ist in den neuen Bundesländern mit bloßem Auge zu
erkennen, dass Fördermittel wie der „Solidaritätszuschlag“ ihre
Wirkung entfalten. Möge auch Polen die sich seit Jahren hinziehenden
schwierigen Beitrittsverhandlungen mit der EU erfolgreich
abschließen.
Auf
der Autobahn wird uns bei Stuttgart ein Lehrstück westdeutscher
Wohlstandsaggressivität geboten: Ein 5-Liter-Daimler setzt an der
Leonberger Steige beim Überholen über gleich zwei Fahrstreifen
hinweg und fährt sogleich wieder nach rechts in eine zum erneuten
Überholen günstige Lücke hinein; ein BMW-Fahrer, den er vorher
beim doppelten Spurwechsel geschnitten hatte, schert nun aus,
setzt sich vor den Daimler und bremst ihn so stark aus, dass der
Daimler mächtig in die Knie geht. Woraufhin der BMW-Fahrer wieder
wie brav auf seine alte Spur zurückfährt und der Daimler-Fahrer
sind einige hunderte Meter zurückfallen lässt.
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