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Die Dresdner Tabakfabrik Yenidse



Rechts: Die Innenstadt von Chemnitz (um 2022)


Bildquellen: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/3d/DD-Yenidze-1.jpg   Google Maps (Chemnitz, Altes Rathaus")


Nach einer weiteren Fahrtstunde treffen wir wieder in Dresden ein; von unserem unansehnlichen Hotel in der Leipziger Vorstadt fahren wir bald noch einmal hinüber in die Altstadt, wo wir zu Abend essen wollen. Gleich nach dem Überqueren der Elbe kommen wir an der ehemaligen Zigarettenfabrik Yenidse vorbei, die 1909 errichtet wurde und so gar nicht zu der Barock­stadt Dresden passen will. Die Fabrik kam als ziemlich unverschämte Verlegenheitslösung zur Welt: Da im Weichbild der Stadt kein als solches kenntliches Fabrikgebäude errichtet wer­den durfte, ließ der Besitzer ein Gebäude erbauen, das einer Moschee glich und deren Fabrikschornstein als Minarett verkleidet wurde. Er kam mit diesem später als „Tabakmoschee“ be­spöttelten Baukonstrukt durch; heute dient es vor allem als Bürogebäude.

   Wir fahren weiter bis zu dem hinter dem Dresdner Zwinger liegenden und soeben renovierten Schauspielhaus, das unter anderem Kleist, Handke und Wilson im Programm führt. Wir aber essen nur eine Kleinigkeit im Theaterrestaurant, das uns wie das Theater selbst mit seinem Jugenstildekor erfreut.


Fr. 23.5.97) Auf der Rückfahrt nach Tübingen machen wir bald in Chemnitz Halt. Wie in Görlitz sind auch hier große Wiederaufbauarbeiten im Gange. Und überhaupt ist in den neuen Bundesländern mit bloßem Auge zu erkennen, dass Fördermittel wie der „Solidaritätszuschlag“ ihre Wirkung entfalten. Möge auch Polen die sich seit Jahren hinziehenden schwierigen Beitrittsverhandlungen mit der EU erfolgreich abschließen.

   Auf der Autobahn wird uns bei Stuttgart ein Lehrstück westdeutscher Wohlstandsaggressivität geboten: Ein 5-Liter-Daimler setzt an der Leonberger Steige beim Überholen über gleich zwei Fahrstreifen hinweg und fährt sogleich wieder nach rechts in eine zum erneuten Überholen günstige Lücke hinein; ein BMW-Fahrer, den er vorher beim doppelten Spurwechsel ge­schnitten hatte, schert nun aus, setzt sich vor den Daimler und bremst ihn so stark aus, dass der Daimler mächtig in die Knie geht. Woraufhin der BMW-Fahrer wieder wie brav auf seine alte Spur zurückfährt und der Daimler-Fahrer sind einige hunderte Meter zurückfallen lässt.


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