Quellen: http://luftbilder-der-schweiz.ch/images/a/ab/Rheinfall_8_20122797.jpg https://pixabay.com/static/uploads/photo/2014/03/11/18/50/rhine-falls-285478_960_720.jpg
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Auf
der Rückfahrt nach Deutschland kommen wir an Klosters und Saas
vorbei, wohin unsere Tübinger Schüler seit vielen Jahren in die
Skiferien fahren. Ruth fände es übrigens am schönsten, könnte
sich die Schweiz für alle Zeiten als innereuropäische Enklave
konserviert erhalten; dies schon allein wegen der in Europa sonst
kaum mehr möglichen Erfahrung eines Grenzübertritts.
Diesmal
schreiben wir dem Navi den Weg über Winterthur und Schaffhausen vor.
Hier nämlich wollen wir, bei Schloss
Laufen,
zum Rheinfall hinuntergehen. Anders als bei unserem letzten Besuch
auf der anderen Rheinseite haben sich hier viele Zuschauer
eingefunden; auf der in den Rheinfall hineingebauten tiefliegenden
Aussichtsplattform lassen wir uns, zeitweilig wie
hypnotisiert, von den tosenden Wassermassen in den Bann ziehen.
Vgl.
Goethes Tagebuchnotizen
vom 18. 9. 1797:
„Früh
um 6½ Uhr ausgefahren, um den Rheinfall zu sehen.... man sah das
Schloss Laufen
halb im Nebel.
Der Dampf des Rheinfalls, den man recht gut unterscheiden konnte,
vermischte sich mit dem Nebel und stieg mit ihm auf.
... Laufen.
Man steigt hinab und steht auf Kalkfelsen. Teile der sinnlichen
Erscheinung des Rheinfalls, vom hölzernen Vorbau gesehen.
Felsen, in der Mitte stehende, von dem höhern Wasser
ausgeschliffene, gegen die das Wasser herabschießt. ... Schnelle
Wellen, Laken-Gischt im Sturz, Gischt unten im Kessel, siedende
Strudel im Kessel. Der Vers <aus
Schillers Ballade 'Der Taucher'>
legitimiert sich:
Es
wallet und siedet und brauset und zischt etc.
... Erregte Ideen über
die Gewalt des Sturzes. Unerschöpfbarkeit als wie ein Unnachlassen
der Kraft. Zerstörung, Bleiben, Dauern, Bewegung, unmittelbare Ruhe
nach dem Fall. ... Bei
längerer Betrachtung scheint die Bewegung zuzunehmen. Das dauernde
Ungeheure muß uns immer wachsend erscheinen; das Vollkommene muß
uns erst stimmen und uns nach und nach zu sich hinaufheben.
...
... Um 10 Uhr fuhr ich bei schönem Sonnenschein wieder herüber. Der
Rheinfall war noch immer seitwärts von hinten erleuchtet, schöne
Licht und Schattenmassen zeigten sich sowohl von dem Laufenschen
Felsen als von den Felsen in der Mitte.
Ich trat wieder
auf die Bühne an den Sturz heran und fühlte, daß der vorige
Eindruck schon verwischt war; denn es schien gewaltsamer als vorher
zu stürmen, wobei ich zu bemerken hatte, wie schnell die Nerve in
ihren alten Zustand sich wieder herstellt.
...
... Nachmittags 3 Uhr fuhr ich wieder nach dem Rheinfall. ...Wir
bestiegen wieder das kleine Gerüste, und es war eben wieder als wenn
man das Schauspiel zum ersten Mal sähe. In dem ungeheuern Gewühle
war das Farbenspiel herrlich. Von dem großen überströmten Felsen
schien sich der Regenbogen immerfort herabzuwälzen, indem er in dem
Dunst des herunterstürzenden Schaumes entstand. Die
untergehende Sonne färbte einen Teil der beweglichen Massen gelb,
die tiefen Strömungen erschienen grün und aller Schaum und Dunst
war lichtpurpur; auf allen Tiefen und Höhen erwartete man die
Entwickelung eines neuen Regenbogens.
Herrlicher
war das Farbenspiel in dem Augenblick der sinkenden Sonne, aber auch
alle Bewegung schien schneller, wilder und sprühender zu werden.
Leichte Windstöße kräuselten lebhafter die Säume des stürzenden
Schaumes, Dunst schien mit Dunst gewaltsamer zu kämpfen, und indem
die ungeheure Erscheinung immer sich selbst gleich blieb, fürchtete
der Zuschauer dem Übermaß zu unterliegen, und erwartete als Mensch
jeden Augenblick eine Katastrophe.”