Quellen: www.minculture.gov.ma/fr/index.php/patrimoine2/patrimoine-materiel?id=68 http://frphoto980x880.mnstatic.com/fontaine-mouassine_603008.jpg http://i62.servimg.com/u/f62/15/32/88/47/la_fon10.jpg
www.zwinup.com/images/articles/la-douiria-mouassine-marrakech.jpg http://moroccotravelblog.com/wp-content/uploads/2013/09/The-Mouassine-Derb-El-Hammam-16th-Century-1.jpg
Wenig
später finden wir auch den gestern vergeblich gesuchten
Mouassine-Brunnen,
den der saadische Sultan Abdallal al-Ghalib um 1570 zum öffentlichen
Gebrauch hatte anlegen lassen. Dieser Stadtteil Mouassin wurde
vor allem von der jüdischen Bevölkerung bewohnt; nach der
massenweise Vertreibung der Juden aus Andalusien ließ der Sultan für
sie und Marrakechs Juden 1557 das Viertel Mellah
anlegen.
Diese Bauprojekte sowie andere wie der Bau der Mouassine-Moschee und
die Neugründung der Koranschule Medersa
Ben Youssef
um 1570 hat man durchweg als Gesten demonstrativer Frömmigkeit
gedeutet; hatte sich doch Abdallal al-Ghalib gegen die sunnitischen
Osmanen mit Philipp II. von Spanien verbündet und während des
andalusischen Moriskenaufstands 1568-70 zur Empörung vieler
marokkanischer Sunniten nicht zugunsten dieser zwangsgetauften Mauren
eingegriffen.
Zwei
der drei mit Hufeisenportalen verkleideten Bassins der Brunnenanlage
wurden als Tiertränken genutzt und das mittlere als Zisterne. Der
Bevölkerung stand das rechts davon abgesetzte Gebäude zur
Verfügung; geschmückt ist es mit dem Stalaktitdekor von Muqarnas,
mit Gipsstuckaturen und auch arabischen Kalligraphien – an der
Innenwand ist es ein Koranvers im Duktus des Quadrat-Kufi. Im Gebälk
des Schutzdachs, das aus bemaltem Zedernholz besteht, entdecken wir
einige Schwalbennester.
Eine
Englisch sprechende Frau macht uns in der Nähe des
Mouassine-Brunnens auf die naheliegende jüngst restaurierte
,Douiria
Derb el Hammam'
aufmerksam. Dieses vermutlich Ende des 17. Jh. unter dem
Alawiden-Sultan Moulay Ismael errichtete kleine Gästehaus wurde
kürzlich von den Gründer der hiesigen Gesellschaft für Fotografie
erworben und renoviert. Sie zeigen darin auch Wechselausstellungen
mit historischen Fotos; gegenwärtiges Thema ist die Verschleierung
der Frauen zwischen dem Ende des 19. bis zur Mitte des 20.
Jahrhunderts.
Die
langwierige Restauration des Stadthauses (Dar) gilt als vorbildlich;
ein
Video führt
vor, wie die Ornamente – hier eine kufische Kalligraphie – nach
Entfernung mehrerer Schichten des Wandputzes wieder in ihren
Originalfarben zum Vorschein kommen. Dem westlichen Auge freilich
erscheint die Farbgebung mitunter überbunt, auch mag einem das Dekor
überladen vorkommen. Der Rundgang ist ansonsten recht informativ;
das im Obergeschoss befindliche Appartement verfügt auch über
Sitzgruppen mit damaligen Gebrauchsdingen wie Sitz- und Wandteppich,
Samowar, Zuckerschere, Blasebalg oder Handwaschkanne. – Eine
Zeitlang lassen wir uns noch unter einem schattigen Vorbau der
Dachterrasse nieder, die einen weiten Rundblick bietet. Ruth liest
dort schon ein wenig in der unten erstandenen Broschüre ,Études
photographiques sur le Drapé, 1873-1950'.
*
Zur
Verhüllung der
Frauen im
gegenwärtigen Marrakech notierte Ruth: „Es überwiegt das
Schalgewand (Djilbab) über dem Kopf; sodann Hidschab als Verhüllung
des Körpers durch langes wallendes Hemd, auch als untaillierter
knöcheltiefer Kaftan oder Abaya. Völlig verhüllende Burkas mit
Handschuhen waren zweimal zu sehen, einmal begleitete ein europäisch
gekleideter Mann die Frau. Die Gewänder sind sehr
abwechslungsreich (Farbe, Posamenten, Knöpfchen, seitliche Schlitze,
vordere Schlitze zum Schreiten).”
Ich
selber werde einmal überrascht, als ich nach dem Filmen des
abendlichen Straßenverkehrs die Digitalkamera herunternehme und
direkt in ein schwarzes Augenpaar blicke: Eine junge Frau befand
sich, von mir in ihrem schwarzen Tschador mit einem Niqab unbemerkt,
mit einem Kleinkind direkt neben mir und starrte mich an.
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