Quelle für den Plan: http://jardinmajorelle.com/ang/visiting-the-garden/
Am
frühen Nachmittag lassen wir uns in einem „Petit Taxi” in die
'Ville
Nouvelle' zum 'Jardin
Majorelle' mit
angegliedertem kleinen Museum für islamische Kunst bringen. Der
französische Maler Jacques Majorelle, der sich thematisch intensiv
mit dem Orient und Maghreb befasste, hatte sich anfangs der 1930er
Jahre in Marrakech eine kubische Villa mit Malstudio erbauen und
daneben diesen botanischen Garten anlegen lassen – mit Pflanzen aus
fünf Kontinenten, die der Hobbybotaniker auf seinen Weltreisen
kennengelernt hatte. Der nach seinem Tod verwilderte Garten
wurde mitsamt den Gebäuden 1980 von Yves Saint-Laurent und seinem
Freund Pierre Bergé erworben und systematisch erweitert. So ließen
sie ihn mit einem Palmenhain (Nr. 10), Bambuswäldchen (Nr. 12)
oder einem Kakteenareal (Nr. 2) bepflanzen; die vielen Bougainvilleen
gehen noch auf die Vorlieben von Majorelle zurück.
Ruth
freut sich über die sorgfältige Pflege des Untergrundes und die
Arbeit von Gärtnern, die an einigen Pflanzen niedrige
„Bewässerungsgräben” hochharken. Dem vielfältigen
Pflanzengrün setzte Majorelle die künstliche Leitfarbe einer
Kobaltblau-Variante entgegen, die er wohl im Atlasgebirge
kennengelernt und mit der er selber experimentiert hatte. Blau
gehalten wurden so der Eingangsbereich und das 2011 zum
Berbermuseum umgewidmet einstige Atelier des Malers, sodann viele
Geländer, Treppenstufen, Pflanzenkübel und sogar Papierkörbe. Auf
dieses Blau abgestimmt sind Akzentuierungen in Gelb und Orange
und auch die rot ausgelegten Wegstrecken. Ein verwegenes farbliches
Design, das einem Maler wie auch einem Modeschöpfer wohl
ansteht.
Nach
einer Erfrischung im Gartenhof des Cafés durchlaufen wir noch ein
angrenzendes Geschäfts- und Wohnquartier der ,Ville
Nouvelle', dieser nach 1912 unter französischem Protektorat
angelegten Neustadt. Die Suche nach einer der dortigen modernen
Einkaufsgalerien geben wir bald auf, da das Viertel mit seinen
überbreiten Avenuen nahezu verödet wirkt. So lassen wir uns denn
unweit des Busbahnhofs an einer belebten Kreuzung in einem
Straßencafé nieder. Nebenan sind soeben 17- bis 20-jährige Élèven
eines Technikollegs aufs Trottoir getreten und unterhalten sich dort
noch einige Zeit. Die meisten sind in weiße Schulkittel gekleidete,
etliche Mädchen und junge Frauen tragen Kopftücher. – Zuletzt
winke ich ein Taxi herbei, das von der mittleren Fahrspur zu uns
herüberfährt. Eine Frau, die ebenfalls einzusteigen versucht, wird
von dem Fahrer mit einigen Worten davon abgehalten.
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