Quellen: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/4e/060807-002-GettyVilla001.jpg http://en.wikipedia.org/wiki/Victorious_Youth
Mo.
27.8.90:
Wir verlassen Los
Angeles nordwärts auf dem Pacific Coast Highway, der uns heute bis
Monterey führen soll. Einen ersten längeren Zwischenstopp legen wir
schon in Malibu ein, um das hier 1975 eröffnete Paul-Getty-Museum
zu besuchen. Der
Anblick dieses perfektionistischen Nachbaus der bei Herculaneum
ausgegrabenen Villa dei Papiri befremdet zunächst, doch beim
Durchschreiten offenbart diese Gebäudekopie dann doch einen gewissen
Eigencharme. Wir konzentrieren uns auf die Antikensammlung. Die
wohl bedeutendste Skulptur ist die hier als ,Victorious Youth’
bezeichnete Bronzestatue, die einen nach dem Bildtypus des
Diadumenos (,Diademträger’) oder Anadumenos (,Der
sich das Stirnband Umlegende’)
gestalteten (Olympia-)Sieger darstellt. Die Statue stammt
nämlich möglicherweise von Lysipp und wäre damit das einzige
erhaltene Originalwerk des großen griechischen Erzgießers und
Bildhauers, von dessen vermuteten 1500 Werken sonst nur noch römische
Kopien existieren.
Wie
bei so manchen Exponaten nicht nur der Getty-Sammlung ist die
Rechtmäßigkeit seines Erwerbs umstritten; es wurde zwar in
internationalen Gewässern der Adria gefunden (von einem Fischer
1964 bei Fano), doch via Italien dann illegal in die USA exportiert.
In dieser Hinsicht lehrreich ist noch der ironische Umstand, dass die
Skulptur einst offenbar selber als „Raubgut” aus Griechenland
nach Italien verbracht werden sollte und mit dem Frachtschiff
unterging.
Postkript:
Die Villa zeigt nach dem Umbau von
2006 nur noch die Antikensammlung, der ein Institut für
Vergleichende Archäologie angeschlossen ist. Die übrigen
Museumsbestände, darunter Gemälde Alter Meister, werden seit 1997
im neuen Getty Center in Brentwood/Los Angeles ausgestellt. Die oben
im Vordergrund zu sehende römische Kopie des Hermes
von Lysipp war bei
unserem Besuch von 1990 noch nicht dort vor dem Wasserbecken
postiert, passt freilich ebenfalls vorzüglich hierhin, hatte doch
diese Bronzeskulptur einst in jener Villa dei Papiri ihren Platz.
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