Bildquellen: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/c/cb/Tomb_of_Christopher_Columbus_in_Seville%2C_Spain_1.jpg/800px-Tomb_of_Christopher_Columbus_in_Seville%2C_Spain_1.jpg
www.pasaporteblog.com/la-giralda-sevilla-mezquita-o-catedral/#.V4yypqKgJ8E http://giraldillo.net/wp-content/uploads/2014/12/giraldillo-1.jpg www.rijksmuseum.nl/nl/collectie/RP-P-OB-11.956
Nach
dem ersten Rundblick reihen auch wir uns bei denen ein, die auf einer
kleinen Bretterrampe seitlich von Kolumbus’
Grabmal
hochsteigen. Der Sarkophag wird von vier gekrönten Figuren
getragen, die Spaniens vier ehemalige Königreiche verkörpern. Er
enthält nur wenige Skelettreste, denn der Leichnam des in Valladolid
Verstorbenen hat ebenfalls etliche Seereisen oder Irrfahrten
hinter sich, wurde einige Jahre nach Kolumbus' Tod nach Sevilla
überführt, 1596 nach Santo Domingo, drei Jahrhunderte später nach
Havanna und Ende des 19. Jh. wieder zurück nach Sevilla.
Dabei scheint also wiederholt Körpersubstanz verlorengegangen zu
sein. Ein zum diesjährigen 500. Todestag (2006) per DNA-Abgleich mit
der DNA des Bruders und Sohnes von Kolumbus hat wohl den Nachweis
erbracht, dass der Schrein in dem Sarkophag tatsächlich Überreste
des Seefahrers enthält. Die meisten Skelettfragmente aber sind
wahrscheinlich auf Santo Domingo verblieben, in dessen Kathedrale man
1887 einen mit seinem Namen beschrifteten Bleikasten mit
Knochenresten fand; schon 1992 wurden sie in dem zum 500. Jahrestag
der Entdeckung der Karibikinseln eigens erbauten Faro
de Colón beigesetzt.
Eine DNA-Analyse nach spanischem Vorbild steht jedoch noch aus.
Der
Prunk auch in den Seitenkapellen der Kathedrale lässt unsereins bald
verdrießlich werden. So erklimmen wir denn lieber mit kurzen
Verweilpausen den Glockenturm
„La
Giralda”
und
werden mit den versprochenen Panorama-Blicken auf
Sevilla belohnt. Auch
dieser Backsteinturm war wie so oft in Andalusien ursprünglich ein
Minarett und hatte sein Vorbild in dem Minarett der Koutoubia-Moschee
von Marrakech.
Anstelle von Stufen führt hier eine breite und hohe Rampe hinauf,
was man sich heute gern so erklärt, dass zur Verkündung
hochaktueller Nachrichten Reiter nach oben zum Muezzin geschickt
wurden. Es dürfte freilich so gewesen sein, dass man Pferde und auch
Esel nur zum Bau des seinerzeit höchsten Gebäudes Europas
einsetzte. Namensgeberin des Turms ist die seit 1568 auf der Spitze
thronende weibliche Bronzestatue „Giraldillo”
mit
der im Winde sich drehenden Wetterfahne in ihrer Rechten.
Wie man weiß, ist die Figur eine christliche Adaption der Pallas
Athene von Marcantonio Raimondi, die ebenfalls auf der Weltkugel
steht. Der Medusa-Schild der Göttin wurde sinnigerweise zu der
halb-oval geformten Windfahne umgestaltet.
In
der Nähe der Kathedrale streckt eine ältere Gitana Ruth ein
Myrtenzweiglein entgegen und hält sogleich, als diese freudig
zugreift, ihre Hand fest und beginnt daraus zu lesen („Love ...
love ... love”). Unwillig beende ich sogleich das raffinierte
Trickspielchen trotz seiner engen Beziehung zu Bizets ‚Carmen
mit
einer Münze, woraufhin die Frau protestierend ein weiteres
Geldstück verlangt, aber nicht erhält. Beim Durchstreifen der
Innenstadt kommen wir wiederholt an Tiefbaustellen vorbei, die
anscheinend durch archäologische Notgrabungen blockiert
sind. <Postskript
2015: Es
handelte sich hierbei vermutlich um Funde aus der Zeit der
vorrömischen punischen Handelsstädte, die entlang dem Guadalquivir
angelegt wurden.> – Zuletzt probieren wir in einer Cafetería
zum Kaffee einige andalusische Tapas.
Wieder
in Carmona angekommen, lassen wir uns ein weiteres Mal zum Sherry an
dem belebten Rathausplatz nieder. Und beobachten beim kleinen
Abendessen im Parador ein heraufziehendes Unwetter, das spät in der
Nacht an unseren Fensterläden rütteln wird.
- 13 -