Home
Impressum
Ruth Fleigs Galerie
Schulkinder malen
Kritzel-Kratzel
Horst Fleigs Texte
I  Philosophica
A ZUR ANTHROPOLOGIE
Sloterdijk-Habermas
Pico della Mirandola
Michel de Montaigne
J. G. Herder
Max Scheler
Helmuth Plessner
Rück- und Ausblick
B ERINNERUNGSBILDUNG
Schock der Rückkehr
Seel. Machtkämpfe?
Erinnerungsautomatik
Wuchernde Phantasie
Seel. Raumpositionen
Beschreibungsfehler
Darstellungstechnik
Kameradenbesuche
II  Reiseberichte
III Zu Wim Wenders
IV Film und Kindheit
V Mitschüler/Schulen


- 55 -


­


cher­lei Gestalt stattfin­den, die mit der uns bekannten nicht überein­stimmt.”32 Jahr­zehn­te später spricht er ei­ne mög­­liche weitere, auf Darwin fol­gen­de Ko­per­ni­­ka­­ni­­sche Wende an, nämlich die „Mög­lich­keit an­de­rer welt­mäch­ti­ger Le­bensformen, die über Vernunft verfü­gen”: „Wir auf der Erde ken­nen den Men­schen nur als Ho­mi­ni­­den. Wer aber sagt uns, daß seine Le­bens­ge­stalt die einzige mög­li­che für ein endliches We­sen ist, das über Einsicht und schöp­feri­sche Kraft verfügt?”33 Es fragt sich frei­lich, ob Pless­ner hierbei über­haupt noch an den Menschen und des­sen Pla­sti­zi­tät denkt oder – wie explizit in anderen Aufsätzen – pri­mär an „ex­­tra­ter­re­stri­sche” Formen reflexi­ver In­tel­li­genz. Vor al­­len Mo­del­len einer „Men­schenzüchtung” jedenfalls warnt er durch­weg, da sie sei­ner Er­fah­rung nach nur krud biologistische, so­zial­dar­wi­ni­sti­sche oder den Men­­schen sonstwie in­stru­men­ta­li­­sie­ren­de Ziel­set­zun­gen ha­ben könnten. Macht aber eben­so­we­nig ein Hehl dar­aus, daß die­se sich erst ab­zeichnenden Pro­ble­me zum gege­benen Zeitpunkt of­fen zu dis­ku­tie­ren sind.34



***

 

Die gegenwärtige Problemdiskussion in der eingangs er­örterten Kon­tro­ver­se zwischen Peter Slo­ter­dijk und Jür­gen Ha­ber­mas hat sich emotional so zu­spit­zen kön­nen, weil sie sich nur bei­läu­fig auf die neu­zeit­li­che Philosophischen Anthropologie zu­rück­be­zog, die über das bisherige menschli­che Selbst­ver­ständ­nis ge­nau­er Re­chen­schaft hätte geben können und statt dessen ex­zes­­siv um Reiz­wörter wie „Menschenzüch­tung”, „An­thro­po­tech­ni­ken” bzw. „genuin faschistisch” krei­ste. Wer die­se mit der Neu­zeit ein­set­zende Dis­kus­sion für sei­ne gat­tungs­ethi­schen, hu­ma­nge­ne­ti­schen oder auch angeblich „trans­hu­ma­nen” Al­ter­na­tiv­pro­jekte nicht ge­hörig be­rück­sich­tigt, kann sich 

--------------------------------------------------------

32 Die Stufen des Organischen, a.a.O., S. 293

33 In: Immer noch Philosophische Anth­ropologie? (1963); wie­der abge­druckt im Sammel­band Conditio hu­mana, a.a.O., S. 235-246 (Zitat S. 246).

34 So in Homo absconditus, a.a.O., S. 358: „Mit der Erobe­rung des Weltraums und der drohenden Eingriffsmöglich­keit in unsere Erb­sub­stanz werden Kräfte für uns verfüg­bar, denen wir noch nicht gewachsen sind.” (Kursivierung von mir, H.F.) Vgl. das oben (S. 40) von mir zitierte Wort von dem „schöpfe­rischen Eingriff in das Leben selbst” und der „mög­li­chen Planung der Erbsubstanz”, die in nächster Zu­kunft zur politischen Entscheidung anstehen wür­den.

ZurückWeiter
Top
http://www.fleig-fleig.de/