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Was er
in seinem Schaffensdrang an Leistungen und Versuchen
hinterläßt, ist seine Geschichte. Sie beweist ihm nicht nur seine
Leistungsfähigkeit, sondern auch seine Vergänglichkeit,
das Zufällige seiner Existenz und der Welt
überhaupt. Notwendigerweise wird er so auf die
komplementäre Idee eines Absoluten
gebracht, das als alles umfassender Seinsgrund ihn
selbst definitiv einordnen und mit dem
Schicksal aussöhnen könnte. Diese religiösen, im
Gottesglauben kulminierenden Vorstellungen
widersprechen jedoch dem geistigen Wesen des
Menschen. Als exzentrisch positioniertes
Lebewesen existiert er in Widersprüchen,
hat diese ohne ein rückversicherndes
metaphysisches „Definitivum”
auszuhalten und verdankt seine Weiterexistenz
allein der Sphäre erworbener, selbstgeschaffener
und in der Folge wieder zu überschreitender Kultur.
Zwischen der Religion „und der Kultur
besteht daher trotz aller geschichtlichen Friedensschlüsse
... absolute Feindschaft. Wer nach Hause
will, in die Heimat, in die Geborgenheit,
muß sich dem Glauben zum Opfer bringen. Wer es aber mit
dem Geist hält, kehrt nicht zurück.”55
In
diesen abschließenden Formulierungen findet das „Gesetz des
utopischen Standpunkts” oder „Stehens im
Nirgendwo” seinen nüchternen und
unpolemischen Ausdruck. Plessner respektiert das
metaphysische oder religiöse
Bedürfnis des Menschen, indem er es als höchsten
Ausdruck seiner existentiellen Gebrochenheit
begreiflich macht. Beharrt gleichwohl auf der
kritischen und bleibend prekären Verfassung
des Menschen, der auch die „Idee des Absoluten”,
eines „Weltgrundes” oder eines kosmisch
geordneten „Weltkreises” als unhaltbar
zu erkennen vermag.56
Seinem Schlußkapitel über das anthropologische
„Gesetz des utopischen Standorts” hat Plessner ein
Motto vorangestellt: „δος μοι που στω”
(„Gib
mir einen festen Ort, wo ich stehen kann”).57
Es ist dies der Anfang
des Archimedes-Wortes, das hochgemut abschließt: „και
κινω την γην” („und ich werde die Erde
bewegen”).
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55 a.a.O.,
S. 342
56 a.a.O., S. 364. - „Diese Idee aufgeben, heißt aber die Idee der Einen Welt
aufgeben. Atheismus ist leichter gesagt als getan. ... Und doch vermag der
Mensch diesen Gedanken zu denken.” (a.a.O., S. 346)
57 a.a.O., S. 341