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Fron­tal­­i­t­ät impliziert das Auf­ge­hen im „Hier­-Jetzt” und da­mit die Unmöglichkeit, reflexiv auf sich selbst zu­rück­zu­kom­­men.45

   Diese Stufe der Reflexivität ist erst mit der „ex­zen­tri­schen” Po­sition des Menschen gegeben. Zwar bleibt er kör­­per­lich Tier, ver­mag die faktische Zentrie­rung nicht zu durch­­bre­chen und ist wei­­ter­hin im wesentli­chen ins „Hier-Jetzt” eingebunden. Doch er­­mög­­licht ihm sein Selbst­be­wußtsein, die ei­gene Position der Zen­tra­­li­tät zu erkennen und sich so zum Umfeld und sich selbst in Di­­s­tanz zu bringen. Als Le­bewesen lebt und erlebt der Mensch nicht bloß, sondern erlebt sein Erleben und sich als Urheber sei­ner Handlungen. Es „hat sich selbst, ist sich selber be­merk­bar und da­rin ist es Ich, der ,hinter sich’ liegende Fluchtpunkt der ei­ge­­nen Inner­lichkeit ..., der nicht mehr objekti­vier­ba­re, nicht mehr in Gegen­­stands­stel­lung zu rückende Subjektpol.”46 Diese Re­­fle­­xi­­­vi­­tät und mög­li­che Di­stanzierung von sich selbst ver­schafft ihm aber keinen sicheren Halt und Ruhe­punkt, viel­mehr tut sich mit ihr ein dreifa­ches gebrochenes Ver­hält­nis zur Welt auf, die sich ihm als Au­ßen­welt, In­nen­welt und Mitwelt darbietet. Je­des­mal lebt er dies­seits und jenseits dieses Bru­ches, der sich ihm je­weils unter einem „Dop­pel­aspekt” dar­bietet. In der räum­lich-zeit­­lich aus­ge­dehn­ten Au­ßen­welt lebt er als Körper, über den er zugleich als seinen Leib ver­fügt. Seine In­nen­­welt, die Welt ,im’ Leib, das, was das Lebewesen selbst ist”, steht unter einem an­de­ren Doppel­as­pekt, dem von „See­le” (seinen sich nach Ge­set­zen ent­wi­ckel­n­den indivi­duellen Anlagen) und „Er­leb­nis” (dem see­li­­schen Vollzug im Hier-Jetzt).47 Die seeli­sche Innen­welt, die sich in einer Ska­la von Be­-

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45 Plessner, a.a.O., S. 233 und 238-241. – Wie Scheler be­streitet Pless­ner nicht diverse praktische Intelligenzleis­tun­gen höherer Tie­re, legt aber bei den (auf S. 27 von mir er­wähnten) Schim­pan­sen­ver­­su­­chen Köhlers Wert auf die dort re­gi­strier­te Unfähigkeit, Hin­der­­nis­­se aus dem Weg zu räu­men und kommt so zu dem Urteil: „Dem intelli­gente­sten Le­be­we­sen in der Tierreihe, dem men­schen­ähn­lich­sten, fehlt der Sinn für’s Nega­tive.” (a.a.O., S. 270).

46 a.a.O., S. 290-292

47 a.a.O., S. 296

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