Freß-,
Verdauungs- und Exkretionsorgane”
besitzt.42
Im Organisationsprinzip der
Sensomotorik, das Reize der Umgebung
aufnimmt und auf diese wieder einwirkt, tritt der
tierische Organismus „in zwei relativ selbständige Teile
auseinander”, eine Dualität, die eine
„zentrale Repräsentation” erforderlich macht. In
diesem „Zentralorgan” (alias
Zentralnervensystem) sind alle Organe
vertreten, so daß das Tier nicht mehr in direktem Kontakt
mit seiner Umwelt steht, sondern „lediglich mittels
seines Körpers”. Den von seiner zentralen
Repräsentation abhängig gewordenen Körper
bezeichnet Plessner als „Leib”.43
Das (höhere) Tier lebt somit „zentrisch”, hat ein
Zentrum oder ortloses Selbst, durch das es in Distanz
zum eigenen Körper existiert und diesen so beherrscht.
Während das Selbst bestimmter niederer Tiere wie
Seestern und igel noch dezentral44
bleibt (im Reiz-Reaktions-Schema), agiert
es bei den höheren Tieren außer über Instinkte auch
bewußt über ein Zentralnervensystem.
Dann
vermag es zu wählen und sein Verhalten dank seines
Gedächtnisses, das freilich auf
bestimmte Triebrichtungen hin
ausgerichtet bleibt, zu korrigieren. Als
bewußt handelndes „Subjekt” ist es aber noch
nicht „Ich”, das um sich selbst und seine Lebenslage
wüßte. Denn zur „Geschlossenheit” der
Lebensform des Tieres gehört die Position
der „Frontalität” gegen sein Positionsfeld
(Umfeld), mit dem es, aus einem „Impulszentrum” heraus
agierend, in rastlosem Kampf steht.
------------------------------------
42
a.a.O., S. 222
43
a.a.O., S. 229-231. – Dialektische Formulierungen wie die
folgenden auf S. 231f. zum Tier werden selten zitiert:
„Sein Körper ist sein Leib geworden, jene konkrete Mitte, dadurch
das Lebenssubjekt mit dem Umfeld zusammenhängt.”
„Physisch
betrachtet verdoppelt sich mit der Entstehung
eines Zentrums der Körper: er ist noch einmal (nämlich
vertreten) im Zentralorgan.”
„Auf
diese Weise bekommt die Mitte, der Kern, das Selbst oder
Subjekt des Habens bei vollkommener Bindung an den lebendigen Körper
Distanz zu ihm. Obwohl rein intensives Moment der
Positionalität des Körpers, wird die Mitte von ihm
abgehoben, wird er ihr Leib, den sie hat.“ „Das
Selbst, obwohl rein intensive raumhafte Mitte, besitzt jetzt den
Körper als seinen Leib und hat damit notwendig das, was den Körper
beeinflußt und auf welches er Einfluß ausübt: das Medium.”
44
Man hat gefragt, ob nicht die dezentrale Organisation der
niederen Tiere als eigene Stufe des Organischen
anzusetzen wäre. Vgl. Bernward Grünewald,
Positionalität
und die Grundlegung einer philosophischen
Anthropologie bei Helmuth Plessner (URL:
http://uk-online.uni-koeln.de/remarks/d3626/rm520266.pdf).
Allerdings weist Plessner wiederholt auf empirisch
festzustellende „Übergänge” zwischen Pflanze
und Tier und überhaupt auf den idealen Typuscharakter
seines Stufenmodells hin, vgl. besonders S. 234f.
der Stufen
des Organischen.