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So weit sind dies herkömmlich unterschie­dene In­tell­i­genz­for­men, die Scheler nach dem dama­li­gen Stand der biologischen For­­­schung terminologisch präzisiert und neu abge­stuft hat. Die letz­­te höchste Stu­fe nun, der „Geist”, der nur dem Menschen vor­­be­­­hal­­­ten sei, überrascht in seiner paradoxen An­set­zung: Ob­­gleich nicht ohne die ande­ren Le­bensstufen möglich, ist er ih­­nen allen entge­gensetzt, ja, er steht „au­ßer­halb” des Le­bens. Als geistiges Wesen hat nach Scheler der Mensch keine ,Um­welt’ wie das Tier, son­dern ver­mag diesen „Bann” der In­stinkt- und Trieb­gebunden­heit abzuschüt­teln und kann sich so „in un­be­grenz­tem Maße ,weltof­fen’ verhalten”. Negativ zeigt sich ,Welt­of­fen­heit’ als „
Fern­stel­lung” oder Di­stan­zie­rung der Um­­welt zur ,Welt’; posi­tiv bedeutet sie „Sachlich­keit, Be­stimm­­bar­­keit durch das So­sein von Sa­chen selbst”.30 Die ei­gen­tüm­liche gei­sti­ge Be­wußtheit deutet Scheler als Stei­ge­rung des Re­flex­ak­tes, als Akt einer „Samm­lung”, des­sen Ziel die Trans­­zen­die­rung des Be­wußt­seins zum Selbst­be­wußtsein ist. In­halt­­lich wird „Geist” so umfassend definiert, daß er „wohl den Be­griff ,Ver­nunft’ mit­umfaßt, aber neben dem ,Ideen­den­ken’ auch eine be­stimm­­te Art der ,An­schau­ung’, die von Ur­phä­no­menen oder We­sens­ge­hal­ten, fer­ner ei­ne be­­stimm­­te Klasse vo­­li­ti­ver und emo­tio­na­ler Ak­te wie Gü­te, Liebe, Reue, Ehr­furcht, gei­stige Ver­wun­de­rung, Selig­keit und Ver­zweif­lung, die freie Ent­schei­dung mitum­faßt”.31 Das geistige, alles ver­sachli­chen­de und zum Selbst­be­wußt­sein fä­hige „Akt­zentrum” be­­zeich­­­net Scheler als „Person”. Wie der alles ver­sachlichende Geist, der auch je­den seelischen Vorgang ge­gen­stands­fä­hig macht, sich selber aber nicht Ge­gen­stand wer­den kann, da er nur im Vollzug exi­­stiert, so ist auch die Person als das geistige Akt­zent­rum für Sche­ler nicht objektivierbar, son­dern exi­stiert nur in ihren Ak­ten. Als dieses „Akt­zen­trum” al­ler­dings un­ter­scheidet sich die Per­son „von allen funktionalen Le­bens­zen­tren, die nach in­nen be­trach­tet auch ,seeli­sche’ Zen­tren hei­ßen.”32

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30 a.a.O., S. 37-40

31 a.a.O., S. 38

32 a.a.O., S.38

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