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Das um 1190 erbaute Stadttor Bab Agnaou


Rechts: Saadier-Gräber in der Kasbah; oben der 'Saal der 12 Säulen',
darunter ein Gräberfeld im Gartenbereich

Quellen: https://ourmotorhometravels.files.wordpress.com/2014/01/img_7385.jpg   https://maghribbladi.wordpress.com/author/redabouslim/page/2/  http://img.over-blog-kiwi.com/0/57/68/70/20141115/ob_424498_sam-8321.JP

So. 04. 10. 15:

Für heute steht die südliche Medina auf unserem Programm. Nach Durchqueren der Gärten der Koutoubia-Moschee und des einen oder anderen Parkgeländes erreichen wir hinter dem Neuen Palast von Mohammed VI. das altehrwürdige Stadttor 'Bab Agnaou' ('Tor der Schwarzen'). Es gilt mit seinen Hufeisenbögen, (Muschel-)Ornamenten und kufischen Inschriftenbändern als das prächtigste der Stadt und kontrollierte einst den Zugang zum Herrschaftsbereich der Kasbah von Marrakech. Der Name des Tors bezieht sich vermutlich auf die aus den Ländern südlich der Sahara verschleppten Gnaoua-Sklaven, die auch als Leibwächter der in der Kasbah residierenden Kalifen dienten.

   Die noch ungefähr 12 km lange Stadtmauer aus rötlichem Stampflehm wurde Anfang des 12. Jh. unter der Berberdynastie der Almoraviden erbaut. Die auf­fäl­li­gen Löcher in der Mauer sollen den doppelten Zweck erfüllen, bei der ständig nötigen Erneuerung des Putzes die Baugerüste zu halten und zugleich das emp­find­liche Mauerwerk zu belüften und gegen Risse zu schützen.


In der Kasbah laufen wir zunächst an unserem ersten Ziel vorüber, den Saadier-Gräbern ('Tombeaux Saadiens'). Der unscheinbare und nicht ausgeschilderte Zugang ist wirklich leicht zu übersehen. Wozu das wundersame Kuriosum passt, dass die Alawiden, die seit 1664 Marokkos Sultane und gegenwärtig auch den König stellen, den Zugang zu diesem Gräberfeld ihrer letzten Vorgängerdynastie zumauern und über zwei Jahrhunderte hin in Vergessenheit geraten ließen. Erst 1917 wurde es von den französischen Protektoratsherren wiederentdeckt und restauriert. Der dunkle Zugangskorridor ist nicht einmal einen Meter breit und öffnet sich zu einer von hohen Mauern umgebenen veritablen kleinen Nekropole. Ein ähnliche Dornröschen-Existenz kannten wir nur von dem lange Zeit vergessenen Straßenviertel Underground Atlanta” her.

   Ursprünglich befand sich hier nur der Garten der Kasbahmoschee, in dem schon einige Herrscher beigesetzt waren. Erst der Timbuktu-Eroberer Sultan Ahmed al-Mansur „al Dhahabi” („der Goldene”) ließ ihn im späten 16. Jh. als Nekropole mit zwei Mausoleen und einem im Freien liegenden Gräberfeld anlegen. In den Mausoleen sind einige Sultane und über 60 ihrer Angehörigen und engsten Vertrauten beigesetzt; beide Gebäude sind wie die andalusischen Mudéjar-Paläste mit Zedernholzdecken, Hufeisenbögen, Schriftbändern, Boden- und Wandfliesen sowie Stalaktitdekor (Muqarnas) geschmückt. Al-Mansurs Grabmal befindet sich zwischen den Gräbern seiner Söhne im großen Mausoleum, dem in einem Dämmerlicht liegenden „Saal der 12 Säulen”.

    In dem kleineren Mausoleum sowie im palmengesäumten Gartenbereich hat man entferntere Angehörige, Haremsdamen, treue Bedienstete und Offiziere be­stattet; die jeweilige Höhe des Grabmals soll den Rang der Person andeuten. Eine zutrauliche Katzenfamilie spielt soeben in diesem wundersamen, neben den Grabmonumenten mit Bougainvilleen, Rosen, Malven und Rosmarinsträuchern aufwartenden Garten.


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