Nach
der Minztee-Erfrischung treten wir in die nördlich angrenzenden
Souks
der Medina
ein. Die in die Tausend gehenden meist eingeschossigen Läden und
Buden sind überwiegend nach Zünften geordnet. Da gibt es etwa die
„Sub-Souks” der Kupferschmiede, Leder- und Schuhhändler, der
Lampenmacher, Töpfer sowie Dattel-, Nuß- und Gewürzhändler. Die
Wollfärber habe mitunter ihre Ware zum Trocknen über die Gasse
gespannt. Das Einerlei des Warenangebots enttäuscht zunehmend, man
muss sich schon gut auskennen, um einen so exquisiten Teppichhandel
zu finden, wie wir ihn morgen im ehemaligen jüdischen Stadtviertel
Mellah zufällig entdecken.
Der
Verkehr in diesen autofreien Gassen wirkt auf uns Mitteleuropäer
chaotisch, immer wieder preschen hupende Mofas heran oder schlängeln
sich still von hinten her an uns vorbei. Überdies sind Lastkarren
und Eselfuhrwerke unterwegs, doch kommt uns auch in den
nächsten Tagen kein Unfall zu Gesicht. Wie
in den Reiseführern vorhergesagt, verlaufen auch wir uns so manches
Mal wegen der meist nicht ausgeschilderten Abzweigungen in
einer der vielen Basargassen.
Nützlich wird aber unser kleiner Taschenkompass, für den wir in den
nächsten Tagen sogar den einen oder anderen anerkennenden Blick von
Soukbewohnern registrieren.
Auf
Umwegen finden wir schließlich zu unserem Hotel zurück. Der
Zimmerdienst pflegt hier den niedlichen Kult, Rosenblättchen auf die
Bettdecke hin auszustreuen und auch unsere Schlafkleidung dekorativ
auszubreiten. Im Badezimmer dieser Junior-Suite hat man über der
Wanne große Photoporträts zweier hübscher junger Frauen
angebracht, was mich wegen der bekannten muslimischen
Bilderscheu
überrascht.
Zumal wir uns beide bald von den uns wie fixierenden Blicken der
beiden Schönen unangenehm begleitet fühlen. – Beim Duschen sehe
ich zum ersten Mal mit einiger Bewunderung zu, wie das Wasser in
allerfeinsten Tropfenreihen aus dem besonders großen hoch
angebrachten Brausekopf herunterperlt.