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Seitengang der Koutoubia-Moschee sowie Gebetssaal mit
Qibla-Wand und Mihrab-Nische im Hintergrund


Links: Die 1158 eingeweihte Koutoubia-Moschee mit ihrem Minarett und den Ruinen ihres Vorgängers; rechts das 1196 errichtete Minarett der Hauptmoschee von Sevilla vor und nach dem Umbau (1568) zum Glockenturm der Kathedrale
Quellen: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/31/MoroccoMarrakech_KoutoubiaMosqueTop.jpg  http://dailypano.yakohl.com/pic/Koutoubia-Moschee_2312011.jpg   www.flickr.com/photos/arsheffield/4677036157/in/photostream/

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/b/b2/Variaciones_giralda.jpg/220px-Variaciones_giralda.jpg       https://farm1.staticflickr.com/624/22435520582_2d8c55486e_o.jpg


Vor Anbruch der Dämmerung nähern wir uns wieder unserem Hotel ,Les Jardins de la Koutoubia', gehen jedoch ein Stück weiter zu ihrem Namensgeber hinüber, der Koutoubia-Moschee. Sie selber dürfen wir als Nicht-Muslime nicht betreten; bei unseren gestrigen Versuch, den Innengarten der Moschee kennenzulernen, schreckten wir einige Wächter auf. So betrachten wir sie jetzt mit den zu ihrer Seite gleich Würfeln daliegenden ummauerten Pfeilerstümpfen ihrer Vorgängermoschee und mustern insbesondere ihr gegen Ende des 12. Jh. errichtetes Minarett. Denn das gleichgestaltete Nachbild dieses Wahr­zeichens von Marrakech, das ehemalige Großminarett 'Giralda' neben der Kathedrale von Sevilla, hatten wir schon 2006 trotz seiner partiell christlich-verschandelnden Triumpharchitektur bewundert und er­stiegen.

   Der Name der Moschee leitet sich von dem einst angrenzenden Souk der Buchhändler her („koutubiyyin”). Für den Grundriss dieser wie anderer Moscheen legten die Almohaden die T-Form mit Mittelschiff und einem Querschiff vor der Quibla-Wand (mit der Gebetsrichtung gen Mekka) fest. Diese Moschee wurde angeblich wegen der Fehlausrichtung der Qibla nach kaum einem Jahrzehnt wieder abgerissen und durch den heutigen, freilich noch ungenauer ausgerichteten Neubau ersetzt.

   Die Moschee liegt wie die erste über einem Palast der überwundenen Almoraviden. Diese pflegten ähnlich mit den Bauten der Überwundenen vorzugehen und hatten ihre Zerstörungswut schon in weit schlimmeren Maße an den ebenfalls von uns besuchten umayyadischen Palast- und Stadtanlagen von Madinat-al-Zhara bei Córdoba ausgelassen. Ihren eigenen Bauwerken erging es oft nicht besser, in Mar­rakech hat sich von ihnen einzig die ,Koubba Almoravide' erhalten. Die bis heute herrschenden Alawiden dagegen bevorzugten statt der kompletten Zerstörung die Plünderung und Weiterverwendung der Baumaterialien wie im Falle des El-Badi-Palastes oder auch das schonendere Verfahren der Zumauerung wie für die Saadier-Gräber.


Die Moschee ist in drei zentrale Langschiffe mit Nebenschiffen gegliedert; an ihrer Außenwand kann man noch die Relikte der Mihrab-Nische der ersten Moschee erkennen (Foto oben links). Das 77 Meter ho­he, von vier vergoldeten Kupferkugeln gekrönte Minarett hat im Innern eine bis zur Spitze sich hochwindende Rampe. Auf ihr konnten beim Bau des Minaretts die Lasttiere emporsteigen, und später ritt der Muezzin zum Gebetsaufruf oder auch für dringende Bekanntmachungen nach oben. Heutzutage nehmen ihm die in den oberen Fensteröffnungen installierten Lautsprecher mit ihren Rufen vom Band diese Mühe ab. Die von Hufeisenbögen und Dekorfeldern umrahmten Fenster der vier Turmseiten folgen dem Verlauf der Rampe und liegen deshalb auf unterschiedlichen Höhen. Den obere Teil des weithin aus rötlichem Stampflehm errichteten quadratischen Minaretts und seine kleinere Laterne verzieren Rautengeflechte und Bänder aus einer grün-weißen Mosaikkachelung. Neben den Kugeln befindet sich ein gal­genähnliches Gerüst für die grüne Prophetenfahne, die zu bestimmten feierlichen Anlässen gehisst wird.

   Wir machen danach noch einen Spaziergang in die Koutoubia-Gärten; dieser öffentliche ,Parque Lalla Hasna' weist neben endemischen Pflanzen auch einen Rosen- und einen Palmengarten auf. In einem abgesonderten Hoteltrakt der ‚Jardins de la Koutoubia' essen wir dann mit überwiegend französischen Gästen zu Abend. – Im Hotelzimmer schauen wir uns ein andermal in den Angeboten des marokka­ni­schen Fernsehens um. Die beiden staatlichen TV-Sender unterstehen dem Informationsministerium, das sich sicherlich auch in die übrigen Sendeprogramme einschaltet. Wie bei unseren Rundgängen durch die Stadt zu bemerken, haben die Marrakchi eine starke Vorliebe für das Satellitenfernsehen; von den 16 uns im Hotel angebotenen Programmen kommen 13 aus Frankreich oder bieten französische Produk­tionen an, eine Resonanz der jahrzehntelangen Protektoratszeit. Ein bedeutender Programmschwerpunkt scheint bei den Telenovelas oder Soap-Operas zu liegen, die auch aus Spanien oder Mexiko herüber­finden.

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