Home
Impressum
RUTH FLEIGS GALERIE
Schulkinder malen
Bilderbuch Rob. Rabe
Kritzel-Kratzel
HORST FLEIGS TEXTE:
I  Philosophica
A ZUR ANTHROPOLOGIE
Sloterdijk-Habermas
Pico della Mirandola
Michel de Montaigne
J. G. Herder
Max Scheler
Helmuth Plessner
Rück- und Ausblick
B ERINNERUNGSBILDUNG
Schock der Rückkehr
Erinnerungsautomatik
Wuchernde Phantasie
Seel. Raumpositionen
Sprache und Erinnern
Besuch als Korrektiv
Identitätsfragen
Steuernde Phantasie
Über das Vergessen
Biogr. Stimmigkeit
Proust. Doppelgänger
Psychobiologisches
II  Reiseberichte
III Zu Wim Wenders
IV Film und Kindheit
V Mitschüler/Schulen
VI Germanistisches
ZUR  DARSTELLUNGSTECHNIK

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------


Seriellen Grundcharakter mit singulären Einlagerungen haben übrigens auch jene großen schematischen Raum­er­kun­dun­gen, in de­nen ein zentraler Lebensbe­reich wie mit einer inneren Kamera abgefahren werden kann und der Blick zu­gleich, wie besonders deut­lich für mein früh­kindliches Rondell zu sehen war, von Ein­zel­sze­ne zu Ein­zel­szene gleiten oder hüpfen mag. Gewiß sind die Wohn­be­rei­che in späterer Zeit längst nicht mehr so wich­tig wie in der frü­hen Kind­heit, als wir noch, mehr oder minder unter Auf­sicht, fe­ster an die häus­li­che Um­ge­bung gebunden blieben. Und doch haben sich selbst dann noch regel­mäßig Phan­ta­sie­sze­nen an­ge­la­gert, in de­nen auch die fundamentalen seeli­schen Konflikte des jeweiligen Zeitraums ihren Ausdruck fan­den. Wie über­haupt die Phan­ta­sie bei der Erinnerungsbildung und der gleichzeitigen (unbewußten) In­ter­pre­ta­ti­on des Er­leb­ten eine so dis­kre­te wie emi­nen­te Rolle spielt.



ZUR DARSTELLUNGSTECHNIK

   



Meine Kindheitserinnerungen[1] zeichnete ich in einer chrono­logischen Anord­nung auf, die so locker gehalten war, daß ich im­mer wieder zu thematischen Gruppie­rungen übergehen konnte. Viele beiläufige Szenen und Emp­fin­dun­gen nämlich wären oh­ne sol­che Sammelpunkte wie „Kinofilme und Kinos” oder „Kleines ABC der Sü­ßig­kei­ten” überhaupt nicht mehr zur Erinnerung ge­kom­men. Die­se An­ord­nung hatte den Vorteil, daß sie frei von Ver­knüp­fungs­zwän­gen war und vor allem den Frag­menten aus frü­her Kind­heit am be­sten gerecht wurde. – Für die Groß­glie­de­rung in Zeiträume hielt ich mich an unsere Wohnungswech­sel.


Bei der Erinnerungsarbeit stützte ich mich immer auch auf Photographien. Sie waren meist ziemlich genau da­tier­bar, er­mög­lich­ten in ihrem realistischen De­tail­reichtum allerdings oft kaum mehr als ein Wie­der­er­ken­nen, das nur ge­le­gent­lich Er­in­ne­run­gen im engeren Sinne freisetzen konnte. Den vielen fahlen, ver­wisch­ten oder fra­gmentierten Erinnerungsbildern suchte ich in mei­ner Be­schrei­bungs­spra­che möglichst na­he zu blei­ben, fand die Sze­nen aber oft schon mit Vo­kabular aus einer deutlich spä­te­ren Zeit be­legt, und sei es nur mit ei­ner so simp­len tech­nischen Bezeichnung wie „Ofenklappe”, die ich als knapp Dreijähri­ger ver­mut­lich noch nicht kann­te, aber in mei­nem Er­innerungsbild als solche, fun­ktionell, vor Augen habe. In der­ar­ti­gen Fäl­len ver­suchte ich 

-----------------------------------------------------------------------------------------------

[1] Horst Fleig, Odyssee in die Kindheit. Selbstversuch zur Erinne­rungsbeschreibung (2., stark ver­änderte Aufl. bei ‚Books on De­mand’ (Norderstedt 2006); 263 S., ISBN: 3-8334-4517-3. Der vorlie­gende Essay resümiert die Vorüberlegungen und Nach­be­trach­tun­gen je­ner auto­biographischen Aufzeichnungen.

- 21 -
ZurückWeiter
Top
http://www.fleig-fleig.de/