Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Gottfried_Herder
3. Zur Weltoffenheit des Menschen: Von Herder bis zur Anthropologie des 20. Jahrhunderts
Gegen
Ende des 4. Buchs seiner Ideen (1784-91) scheint Herder sich
auf die oben (Seite 11) zitierte Kernstelle von Picos
Oratio zu beziehen:
„Als die
bildende Mutter ihre Werke vollbracht und alle Formen erschöpft
hatte, die auf dieser Erde möglich waren, stand sie
still und übersann ihre Werke; und als sie sah, daß
bei ihnen allen der Erde noch ihre vornehmste
Zierde, ihr Regent und zweiter Schöpfer fehlte,
siehe, da ging sie mit sich zu Rat, drängte die
Gestalten zusammen und formte aus allen ihr
Hauptgebilde, die menschliche Schönheit.
Mütterlich bot sie ihrem letzten
künstlichen Geschöpf die Hand und sprach: ‚Steh auf von der
Erde! Dir selbst überlassen, wärest du Tier wie
andre Tiere; aber durch meine besondre Huld und Liebe gehe
aufrecht und werde der Gott der Tiere!’ Lasset
uns bei diesem heiligen Kunstwerk, der Wohltat, durch
die unser Geschlecht ein Menschengeschlecht
ward, mit dankbarem Blick verweilen; mit Verwundrung
werden wir sehen, welche neue Organisation
von Kräften in der aufrechten Gestalt der
Menschheit anfange und wie allein durch sie der
Mensch ein Mensch ward.”1
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1 Johann Gottfried Herder, Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit.
Mit einem Vorwort von Gerhart Schmidt (Wiesbaden o.J. <1966>), S. 100f.
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