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VI Germanistisches
ERINNERUNGSSTEUERNDE  PHANTASIE

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cken suchen mögen weiterhin diejenigen, die umso ge­üb­ter im Weg­se­hen oder im Ter­ror stummer Gewaltanwendung sind und de­nen mein spe­zi­el­le Ver­ach­tung schon als Kind galt. Un­ver­söhnt zu bleiben habe ich deshalb auch mit den geisttötenden Re­li­gi­ons­ge­mein­schaf­ten und ih­ren Ver­tre­tern (es gibt freilich hier wie auch etwa unter den Göttern lie­bens­werte Ausnahmen wie Pal­las oder Her­mes, die ein sub­ver­si­ves Po­ten­ti­al behielten). Un­ver­söhn­bar jedenfalls mit denen, die an der cha­rak­te­ri­sti­schen Mi­schung aus Ge­dan­ken- und Lieb­lo­sig­keit zu er­ken­nen sind; mit diesen Bescheidwissern, Schnell­ent­schei­dern und all de­nen, die sich mit ih­ren klei­nen Tricks glau­ben „durch­ge­setzt” zu haben, nur weil man sie erst ein­mal läßt oder mei­den muß; mit die­sen lau­ten Stim­men, die von sich und ihrer Sa­che im­mer­zu über­zeugt zu sein vor­ge­ben, eben­so wie mit ih­ren er­ge­be­nen oder nur zu­ni­cken­den Hel­fern. Und nicht zu ver­söh­nen schließ­lich mit den ei­ge­nen dok­tri­nä­ren Im­pul­sen.



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Ich komme zurück auf die PHANTASIE und ihre gewiß nicht nur von mir gewaltig unterschätzte Rolle, die sie so­wohl bei der Ein­schät­zung von je­mandes Persönlichkeit spielt als auch für den ganzen Komplex der eigenen Er­in­ne­rungs­bil­dung und Identität. Er­in­ne­rung, wie hier beschrieben, ist immer über die bloß akkumulierenden oder kon­ser­vie­ren­den Modelle sei es eines Ge­dächt­nis- oder ei­nes Zeit­speichers hinaus. Zu sehen war, wie er­fin­de­risch und kon­se­quent das Kind selber schon, bei aller Ab­hän­gig­keit, an der Er­in­ne­rungs­bil­dung mit­wirk­te. In­tu­i­tiv, reflexiv und in der Phantasie strukturierte es immer bestimmter sei­ne Ein­drü­cke und Re­mi­nis­zen­zen oder spiel­te sie as­so­zi­a­tiv ein­ander zu; und mach­te neben den idealisierten Figuren aus Li­te­ra­tur und Film auch die be­wun­der­ten Ka­me­ra­den zu seinen Schutzgeistern, indem es sie erhöhte und nach sei­nen Be­dürf­nis­sen ge­stal­te­te. Wes­halb ih­re Iden­ti­tät, nach der ich vor­hin fragte, immer auch idolhaft ist, im In­ner­sten un­greif­bar, wie sakrosankt und nicht zu ve­ri­fi­zie­ren. Ge­wiß be­ruh­te meine Wertschätzung durch­weg auf Ver­hal­ten und Eigenart der Person selbst, stattete sie je­doch mit ei­nem in­kal­ku­lab­len Über­schuß an Er­war­tun­gen und liebenswürdigen Eigen­schaften aus. Eine Projektion, bei der mei­ne Phan­ta­sie ei­nen so un­ge­wöhn­lich gro­ßen Spiel­raum hatte, weil ich mich für so viele schweigsame, weithin un­be­stimm­ba­re Per­so­nen in­ter­es­sier­te und ich sel­ber primär die schweigende, so manches in der Schwebe hal­ten­de Ver­stän­di­gung mit ih­nen such­te. Und dies muß ich noch jüngst, als der Zu­rück­kommende, ge­spürt ha­ben, hät­te ich doch sonst nicht ge­ra­de die nicht wie­der auf­ge­sucht, die ich einst be­son­ders mochte, vor al­lem ei­ni­ge Mäd­chen. Eine Scheu also vor dem Wiedersehen, da ich die phan­tom­haf­ten Di­men­si­o­nen dieser Per­sön­lich­kei­ten ahn­te, res­pek­tier­te und mir zu erhalten suchte.


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