Home
Impressum
RUTH FLEIGS GALERIE
Schulkinder malen
Bilderbuch Rob. Rabe
Kritzel-Kratzel
HORST FLEIGS TEXTE:
I  Philosophica
A ZUR ANTHROPOLOGIE
Sloterdijk-Habermas
Pico della Mirandola
Michel de Montaigne
J. G. Herder
Max Scheler
Helmuth Plessner
Rück- und Ausblick
B ERINNERUNGSBILDUNG
Schock der Rückkehr
Erinnerungsautomatik
Wuchernde Phantasie
Seel. Raumpositionen
Sprache und Erinnern
Besuch als Korrektiv
Identitätsfragen
Steuernde Phantasie
Über das Vergessen
Biogr. Stimmigkeit
Proust. Doppelgänger
Psychobiologisches
II  Reiseberichte
III Zu Wim Wenders
IV Film und Kindheit
V Mitschüler/Schulen
VI Germanistisches

HELMUTH PLESSNER

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------


Für Plessner ist das menschliche Indivi­duum, das in die­sem drei­fa­chen Welt­ver­hältnis von Au­ßen-, Innen- und Mit­welt lebt, nicht mehr bloß „Ich” (so heißt der Flucht­punkt der Innenwelt), son­dern ist um­fassender als „Person” zu be­zeich­nen. – Plessner be­läßt es nicht bei dieser Sche­ma­ti­sie­rung der Stufen des Organi­schen, son­dern wendet sich im ab­schlie­ßen­den Teil noch spe­zi­el­ler dem Men­schen zu, für des­sen Existenz er drei an­ti­no­mi­sche „an­thro­­po­lo­gi­sche Grund­ge­set­ze” for­mu­liert, „das Ge­setz der na­tür­li­chen Künstlichkeit”, „das Ge­­setz der ver­mit­tel­ten Unmit­tel­bar­keit” und „das Ge­setz des utopischen Stand­orts”. Für meine Leit­fra­ge nach der Welt­offenheit des Menschen und ih­ren mög­li­chen Gren­­zen sind dies die wichtigsten The­sen Pless­ners:

   Lebt das Tier unreflektiert aus der Mitte seines Lei­bes heraus, so hat der Mensch sein Leben zu füh­ren und hat „sich zu dem erst zu machen, was er schon ist”.51 Er ist von Natur künstlich, kon­sti­­tu­tio­nell an­ge­wie­sen auf die von sei­nes­gleichen geschaf­fene Sphäre der Kultur, in der er selber rast­los Lei­stung auf Lei­stung setzt und so seine ei­gent­li­che Le­bens­sphä­re per­ma­nent er­wei­tert und zu über­bie­ten trachtet. Dieses „Lei­stungs­we­sen”52 agiert dabei aber nicht ori­en­­tie­­rungs­­los, denn es kann ohne Nor­men und ohne Ge­wis­sen nicht exi­stieren und hemmt und zähmt sich da­durch selbst. Ver­mitt­ler zwischen sich und die Objekte ist sein „Wissen, über das ihm freilich in der Re­fle­xion „die Im­ma­nenz­si­tua­tion des Menschen, die Ge­fan­gen­schaft in seinem Be­wußt­sein” auf­geht und da­mit ei­ne wei­­te­re Ge­bro­chen­heit sei­nes Welt­be­zugs.53 Der Im­ma­nenz entgegen steht die „Ex­pres­sivi­tätals ei­nes mensch­li­chen Le­bens­mo­dus, zu dem das Ge­­stal­tungs­­bedürf­­nis und das auf Öf­fent­lich­keit gerich­tete Mit­­tei­­lungs­­be­­dürf­­­nis ge­hö­ren.54 Je­de gei­stig-schöp­fe­rische Lei­stung ist als Re­sul­ta­te die­ser Expressivität eine „Aus­drucks­lei­­stung”. Trotz sei­nes un­ab­läs­si­gen Be­mü­hens sind die Normen und geistigen In­ten­tio­nen des Men­schen aber nie ad­äquat zu ver­wirk­li­chen, er kann schei­­tern und er­reicht allen­falls eine Annäherung an das Er­streb­te. Deshalb muß er als Le­be­we­sen kom­pro­miß­fä­hig sein und ist be­­rech­­­tigt und verpflichtet, sich verpflichtet, sich im­mer wie­der aufs neue zu ver­su­chen.

----------------------------------------------------------------

51 a.a.O., S. 310   52 a.a.O., S. 320   53 a.a.O., 328-333   54 a.a.O., S. 322f.


- 36 -

ZurückWeiter
Top
http://www.fleig-fleig.de/