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Men­schen ergeben. Dieser „’Asket des Lebens’, der ewige Pro­tes­tant gegen alle bloße Wirk­lich­keit”,36 kann durch Wil­­lens­­ent­­schei­­dung nicht nur seine Triebe hemmen und durch Ein­bin­dung in sei­ne Vor­stel­lungs­welt sublimieren, er muß seine ei­ge­ne Stellung in der Realität als grund­sätz­lich un­be­fes­tigte und zu trans­zendierende ver­ste­hen, die sich ihr „Zen­trum” nur au­ßer­halb der Welt vor­stel­len kön­ne. Sei es als Zuflucht zu ei­ner der tradier­ten Religio­nen, sei es als of­fene Suche nach einer an­de­ren me­ta­phy­si­schen „Ver­ankerung” jenseits von Raum und Zeit.37

 

So lautet Schelers Credo. Die Möglichkei­ten einer ex­tre­men Le­­bens­verneinung oder auch nur eines Ver­zichts auf jed­we­de Selbst­ein­glie­de­rung in ein vermeint­lich Ab­so­lu­tes streift er nur, bleibt trotz sei­nes Worts vom „welt­ex­zentrisch ge­wordenen Seins­kern” des Menschen noch auf der Su­che nach ei­nem si­­chern­den „Zen­trum”. Hel­muth Plessner, der im selben Jahr wie Sche­ler seine um­f­as­sen­­dere Stu­die Die Stu­fen des Or­ga­nischen und der Mensch (1928) vorlegte, be­streitet, daß aus der Welt­of­fen­­­heit des Menschen eine metaphy­sische Aus­rich­­tung er­folgen müs­se, ja, hält letztere im Grunde für nicht ver­ein­bar mit je­ner fun­­da­men­ta­len Of­fen­heit. Pless­ner ist in der Tat konse­quenter als Sche­ler und sei­ne um den Zen­tral­be­griff der „Ex­zent­ri­zität” krei­sen­de Anthropologie das einzige Mo­dell, das mit der Un­be­stimm­­bar­­keit des mensch­lichen Wesens Ernst macht und das die heu­te sich ab­zeich­nen­den bio­di­gi­ta­len und trans­hu­­ma­nen Men­schen­­mo­del­le über­haupt mit auf der Rech­nung hat.

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36 a.a.O., S. 55

37 a.a.O., S. 87-93

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