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Oben die Sockelreihe für die Zeus-Statuen („Zanes”) vor dem „ Krypta”-Tunnel des Stadion-eingangs. Darunter eine Rekonstruktion dieser Passage und der Schatzhausterrasse
 

Oben: Die Laufbahn mit Relikten der Schiedsrichtertribüne und des Demeter-Altars gegenüber. Rechts eine Startschwelle
Unten: Letzter Schmutziger Lorbeer in Olympia 2004 (der später wegen Dopings disqualifizierte Sieger im Kugelstoßen);
daneben Pankration-Kämpfer (Replikskulptur aus dem 3. Jh. v. Chr.) und Weitspringer mt Haltéres (rotfigurige Vase um 430 v. Chr.)

Quellen: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/a1/20090725_olympia21.jpg www.hotelroomsearch.net/im/city/olympia-greece-10.jpg www.frapanthers.com/teachers/white/images/day_04_olympia/d4_olympia_­stadi­um.­JPG  https://media1.faz.net/ppmedia/aktuell/4103957370/1.1989243/default/spaeter-lohn-2004-unterlag.jpg  www.ancient-greece.org/images/ancient-sites/olympia/large/22.jpg  https://revgearsports.com/pankration-original-mma/

 

Den Tempelbezirk des Heiligen Hains (die Altis) betreten wir von der Nordseite des Kronoshügels her. An die 100 Besucher durch­lau­fen am heutigen Tag die Stät­ten. Wir gehen zunächst an der in den Hügel ein­ge­las­se­nen Schatz­haus-­Ter­ras­se entlang; die hier tempelähnlich erbauten Schatzhäuser von 14 griechischen Stadtstaaten und Kolonien enthielten Wei­he­ge­schen­ke an Zeus, darunter vie­le Beutewaffen. Von den mei­sten Schatzhäusern sind noch die Fundamente und andere Gebäudereste zu sehen, nur das jüngste und besterhaltene Schatzhaus von Si­ky­on (unweit Korinth) wurde nach Dörp­felds Be­fun­den teilweise re­kon­stru­iert.

   Am Ende der Schatzhausterrasse erreichen wir das Stadion. Vor dem Gewölbegang ins Stadion reihen sich die Postamente der bronzenen Zeus-Statuen („Zanes”), auf denen die ein­ge­mei­ßel­ten Na­men und Ver­ge­hen derer zu lesen waren, die bei den Wettbewerben des Betrugs oder der Bestechung überführt wurden; ebendiese Strafe erhielt ein gewisser Sarapion aus Ale­x­an­d­ria, weil er am Vor­tag sei­nes nächsten Kampfes vor seinem Gegner im Pankration geflohen war (diese brutale Kombination aus Boxen und Ringen, Vorläufer der vielleicht schon bald zu den Olympischen Spie­len gehörenden MMA, wurde besonders für die mi­li­tä­rische Ausbildung ge­schätzt; Spar­tas Kö­ni­ge und auch Philipp II. und sein Sohn Alexander hatten viele Pankratiasten in ihren Schlacht­rei­hen, da­r­un­ter Olympiasieger). Am Ende der 32 Meter langen über­wölb­ten und da­mals von Er­de be­deck­ten „Krypta” kamen die Ath­le­ten überdies noch an warnenden Statuetten der Ne­me­sis vor­bei.

 

Das im Lauf der Zeit mehrmals umgebaute Stadion fasste zwischen 10.000 und später wohl bis zu 45.000 Zuschauer, die sich auf den seitlichen Graswällen niederließen. Auf der Tribüne für die Kampf­rich­ter (Hel­la­no­di­ken) nahm als einzige verheiratete Frau auch die Priesterin der Demeter Platz. Herakles selber soll die Län­ge der Lauf­stre­cke im Stadion festgelegt haben, indem er den ei­nen Fuß 600-mal vor den an­de­ren setz­te welche Fußgröße! Gestartet wurde stehend in leicht vorgebeugter Haltung und mit meist vorgestreckten Armen, die Zehen des einen Fußes in die vor­de­re und des an­de­re­n in die hintere Startrille gekrallt. Mithilfe des ausgeklügelten Seilsystems der Hysplexgab der Startrichter die Kordel für alle Läufer gleichzeitig frei; Fehlstarter erhielten einen Peit­schen­schlag. Die Ziel­rich­tung lag im­mer west­lich auf den Zeus-Al­tar hin, sodass für Disziplinen wie den Doppellauf, Lang- und Waffenlauf eine zweite Startschwelle auf der gegenüberliegenden Sei­te der Lauf­bahn an­ge­legt wur­de.

   Während unseres Besuchs schauen wir mehrmals zu, wie Vä­ter im spielerischen Wett­lauf mit Sohn oder Toch­ter auf dem Lehmboden die 192 Me­ter bis zur Ziellinie ablau­fen, durch­weg im Tief­start und in sakral ver­kehr­ter Laufrichtung. Für die männliche Jugend wurden bald ebenfalls olym­pi­sche Wettkämpfe eingeführt, zunächst der immer am ersten Tag der Spiele stattfindende Wett­lauf, in spä­teren Jahr­hun­der­ten außerdem Faust- und Ringkämpfe. Pindar besingt in vier seiner 14 Olympischen Oden Siege von Jugendlichen, darunter den Sprintsieg von Aso­pi­chos, den er zu­gleich des­sen ver­stor­be­nem Va­ter widmet: „Zu dem schwarzummauerten Hause/ der Persephone gehe mir, Echo,/ bringend dem Vater die herrliche Botschaft,/ wie ... er mit des ruhm­vol­len Sie­ges Fit­tig/ kränz­te sein ju­gend­lich Haar” (so Wilhelm v. Humboldt in seiner Übersetzung der 14. Ode). Die weibliche Jugend konnte in Olympia wie an anderen Orten alle vier Jahre im Rahmen der He­ra­spie­le (He­raia) an ei­nem Stadionlauf – bei verkürzter Sprintstrecke teilnehmen, der in Olympia wohl vor den Wettbewerben der Männer stattfand.

 

Alle Wettkämpfe außer den Wagenrennen wurden im Stadion ausgetragen. Beim Wagenrennen konnten auch Frauen Olympiasiegerinnen werden, denn als Ge­win­ner dieser Rennen gal­ten die Be­sit­zer der Gespanne. Als erste Olympiasiegerin wurde so die spartanische Prinzessin Kyniska mit ih­rem Fohlen-Vierergespann geehrt; ihren Sieg von 392 v. Chr. konn­te sie vier Jah­re spä­ter wie­der­ho­len. Das Hippodrom selber galt lange Zeit als vom Alpheios hinweggeschwemmt. Im Mai und Juni 2008 jedoch konnte süd­lich des Sta­di­ons die 200 Me­ter lan­ge und für 24 Ge­span­ne angelegte Renn­bahn dank geo­phy­si­kalischer Techniken (Georadar und -magnetik) von einer deutschen Forschergruppe wieder lokalisiert werden.

   Vor der Schiedsrichtertribüne des Stadions fand 2004 das Kugelstoßen der Männer statt, die einzige Disziplin, die nach gut 1600 Jahren, nach dem Verbot der Spiele durch den christlichen Kaiser Theo­do­si­us I., wieder in Olympia selbst ver­an­stal­tet wurde. Da­bei erlitt das Stadion Beschädigungen und darf gemäß IOC-Beschluss nicht mehr für weitere Wettbewerbe genutzt werden. Der Sie­ger Ju­rij Bilonoh wurde dank verfeinerter Do­ping­test­ver­fah­ren erst zwei Olym­pi­a­den später überführt und disqualifiziert; eine Zeus-Statue auf seine Kosten und mit seinem Namen auf dem So­ckel muss­te er bis­lang noch nicht er­rich­ten.

   Wir halten uns längere Zeit in dem Stadion auf. Als jugendlicher Leichtathlet hatte ich eine Zeitlang selber nebulöse olympische Ambitionen. Meine Lieblingsdisziplin freilich, den Weitsprung hät­te ich in Olympia nur im Rahmen des von Aristoteles hochgeschätzten Fünfkampfes (Pentathlon) ausüben können und den Sprungstil komplett umstellen müssen, sprang man doch damals mit


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