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Die Alzama-Synagoge im Stadtteil Mellah und ihr Innenhof

 

 

 


Miaara, der alte jüdische Friedhof in Mellah. Unten Grabplatten und -steine (auch mit anthropomorphen Details)
Quellen:  www.skibbereeneagle.ie/web/wp-content/uploads/blogger/_Nf5FfHNth64/S8uaRLzpqrI/AAAAAAAAI5c/93UnwhRaJ-Q/s1600/Mellah5.jpg  www.bestmedina.com/a-mellah-quartier-juif-marrakech-le-mellah-tourisme-marrakech-208   http://backpackersguide.de/palaste-graber-und-moscheen-in-marrakesh/   www.youtube.com/watch?v=j8KnCHeAIpw(bei 11:25 min.) www.cimetierejuifmarrakech.com/photo/g/MkechP1260813.jpg   www.cimetierejuifmarrakech.com/photo/g/MkechP1260787.jpg   www.cimetierejuifmarrakech.com/photo/g/MkechP1290111.jpg  

 

Als wir uns in der Mellah nach der einzigen Synagoge erkundigen, in der noch Gottesdienste stattfinden, möchte uns ein älterer Herr den Weg weisen. Er führt uns mitten durch sein prächtiges Teppichlager, das einst ebenfalls ein israelitisches Gotteshaus gewesen wäre. Es gibt hier tatsächlich noch die eine oder andere ehemalige Synagoge wie die auf der vorigen Seite abgebildete, in der ein Gewürzhändler seine Ware ausstellt. Die Ende des 19. Jh. gebaute und von uns bald dann gefundene Alzama-Synagoge steht auf den Fundamenten der er­sten, just in jenem verhängnisvollen Jahre 1492 von den aus Spanien vertriebenen Juden errichteten Synagoge. Neben anderen Gebäuden liegt sie in einem großen Innenhof und ist of­fensichtlich schon von dem Restaurierungsprogramm für die Mellah bedacht worden. Der Hof zeigt eine Symphonie von Israels Farben: Blau und Weiß gehalten sind die Wandsockel mit Zellig-Dekor, die Brunneneinfassung, Wandkacheln mit Davidsternen und Kacheln mit vergoldeten hebräischen Schriftbändern; dunkelblau bis türkisfarben die Türen, Fensterläden, Bän­ke, Pflanzenkübel, Balkongitter und auch die Wände unterhalb einer Galerie.

   Zwei Angestellte empfangen uns in der Synagoge und geben bereitwillig Auskunft über kultische Details der Inneneinrichtung wie die Bima (Tevah) und den Toraschrein sowie über die drastische Schrumpfung ihrer jüdischen Gemeinde. Eine über der Rückwand angebrachte Galerie für Frauen wurde erst in den 1950er Jahren hinzugefügt.Über dem Synagogensaal be­finden sich noch eine Talmudschule und das Gemeindezentrum.


Der jüngere der beiden Männer führt uns anschließend ein gutes Stück weiter durch ein unschönes Gassengewirr und zeigt uns schließlich das Eingangstor zum jüdischen Fried­hof Miaara. Wie einst auf dem Neuen jüdischen Friedhof in Prag habe ich eine schlichte weiße Leih-Kippa aufzusetzen; der Besuch des Friedhofs, so der Aufseher, sei kostenlos, doch wer­de danach eine Spende erwartet. Was wir dann zu sehen bekommen, entspricht so gar nicht den uns aus Europa bekannten alten Judenfriedhöfen, die wie der uralteHeilige Sandin Worms und der Prager Friedhof mit dem Grabmal des Rabbi Löw durchweg aufgerichtete Grabsteine aufweisen. Elias Canetti beschrieb den Anblick des Miaara wie folgt:

Der Friedhof sah wie ein riesiger Schutthaufen aus … Nichts auf dem Platz erhob sich in die Höhe. Die Steine, die man sah, und die Knochen, die man sich dachte, alle lagen. Es war nicht angenehm, hier aufrecht zu gehen, man konnte sich gar nichts darauf einbilden und kam sich nur lächerlich vor. … Er ist die Wahrheit selbst, eine Mondlandschaft des Todes” – bis sich plötzlich Scharen von Bettlern an Canetti herandrängten (a.a.O., S. 52ff.).

Bettler sehen wir auf diesem Friedhof keine mehr. Während die Gräbern der marokkanischen Muslime in der Regel stehende Grabsteine aufweisen, sind die hiesigen konischen bis qua­derförmigen Steingräber, die mitunter gleich gebackenen Brotlaiben daliegen, tatsächlich meist relativ flach hingelagert. Das gilt freilich auch für die jüdischen Grabfelder etwa in Fès und Tétouan. Die anthropomorphe Gestaltung der jüdischen Grabstätten wird in einigen Regionen des Atlantiks und Mittelmeeres noch das Relief eines Menschen auf der Grabplatte be­tont. Auch in Marrakech soll es vereinzelt solche Gräber geben, doch – so weit zu sehen – nur in Andeutungen einer Liegeposition oder eines „Kopfendes” durch eine separierte Namenplatte; seit ungefähr Mitte des 20. Jh. ist an dieser Stelle oft die Skulptur eines auf- oder auch zugeschlagenen Buchs mit dem Namen des Verstorbenen zu lesen, nicht selten in lateinischer Schrift. – Am Randes des riesigen Geländes hat man den als heilig verehrten Rabbis und anderen Persönlichkeiten einige Mausoleen und Pavillons errichtet.

 

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