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1990: Verrottendes Tonnendach meines einstigen Lieblingskinos in Oberhausen-Holten


In dem ‚Kastell-Kino’ sah ich meine ersten Märchenfilme und vor unserem Wegzug nach Sterkrade-Nord noch den Jagdfliegerfilm ‚Der Stern von Afrika’ (1957). Denke ich an das Kino, habe ich öfter eine Kampfesszene vor Augen, die auf dem danebenliegenden Marktplatz projiziert erscheint, so, als wäre er nun die Leinwand: Ein antiker Streitwagen rast heran, über dessen rotierende Sichelachsen der Held, der sich auf ei­nem schmalen Saum zwischen zwei Gruben zu befinden scheint, eben noch hinwegspringen kann. Ich bin mir nicht sicher, ob diese Szene zu einem der hier von mir gesehenen Filme gehört oder zu einem Serienheftchen wie Akim’, das ich an dem Kiosk gleich neben dem Kino zu kaufen und noch an Ort und Stelle zu durchblättern pflegte.

 

Im Lauf der Zeit hatte sich in mir eine heftige Sehnsucht nach diesem und auch dem nachfolgenden Walsumer Kino eingestellt. Denn Jahr­zehnte später, im Alter von 30 bis 40 Jahren, träumte ich wiederholt von beiden Kinos – leider kaum mehr seit etwa 1985, seitdem ich wie­der­holt vor Ort war und betrübt ihren Niedergang registrieren musste. In dem ,Kastell-Kino hatte sich über Jahre hin ein Teppichgeschäft ein­quar­tiert und danach eine Schule für Selbstverteidigung, die bei meinen Besuchen immer geschlossen war. In meinen Träumen war ich mindestens schon 15 Jahre alt und kam zu dem Kino in der Hoffnung zurück, ehemalige Schulkameraden dort wiederzusehen, vor allem Elke, die ich tat­säch­lich einmal – und zum allerletzten Mal überhaupt! – mit 15 oder 16 Jahren davor gesehen hatte. Das Kino hatte sich in meinen Träumen immer wieder stark verändern können, besaß so einen Eingangsbereich mit mehreren Zugängen und näherte sich auch in der Überdachung und Leucht­re­klame einem Großstadtkino an.

   Und dann (1995) träume ich doch noch einmal von dem Kino: Ich betrete das neue, stark verwinkelte Foyer. In dem Gedränge kommt mir bald eine junge Frau entgegen, die mich mit ihrer Nase und einem Muttermal(?) auf der linken Wange an Elke erinnert. Oder ist sie es gar selbst? Ich gehe ungerührt weiter. Danach fällt mein Blick auf ein grünbeschriftetes Plakat, das einen Märchenfilm ankündigt, von dem ich mir si­cher bin, ihn hier früher schon einmal angeschaut zu haben. Ist es nicht ‚Der Wolf und die sieben Geißlein’? Zuletzt hebe ich den Kopf und er­bli­cke rechts vor mir den Balkon, der nun aber zwei mit roten Plüschvorhängen versehene Fensterflügel hat.

Obgleich ich diesen Traum auf der Stelle als eine endgültige Abschiednahme auffasste und akzeptierte, liegt mir das Kino selbst immer noch am Herzen. Wenn überhaupt, dachte ich schon so manches Mal, würde ich in diesem Saal ein großes, all die zerstreuten oder mir ver­lo­ren­ge­gan­ge­nen Personen und Zeiten neu zusammenführendes Fest feiern.

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