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Biogr. Stimmigkeit
Proust. Doppelgänger
Psychobiologisches
II  Reiseberichte
III Zu Wim Wenders
IV Film und Kindheit
V Mitschüler/Schulen
VI Germanistisches

RÜCK- UND AUSBLICK

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Obgleich er energischer als Scheler auf die bio­lo­gi­schen Fun­da­men­te des Menschen hinweist, geht es Pless­ner hier­bei nicht um die zool­o­gi­sche Zu­ge­hö­rig­keit des Menschen zur Spe­zies der Ho­mi­ni­den; „die Tat­sa­che Homo sa­pi­ens ... be­deu­tet eine Aufgabe und nicht bereits die Sicherung der Hu­ma­ni­tät. Ho­mi­ni­tas ist nicht Hu­ma­ni­tas.”23 Und auch bei sei­ner be­griff­li­chen Be­stim­mung des mensch­li­chen „Gei­stes” läßt er sich ent­schie­de­ner als Sche­ler auf die kul­tu­rel­le und so­zial­ethi­sche Le­bens­wirk­lich­keit ein. Führt die­ser in­halt­lich neben der um­welt­ent­he­ben­den Ten­denz weit­hin Lei­stun­gen und Ver­mö­gen an wie Ide­ie­rung, Ver­nunft, Ent­schei­dung aus freiem Wil­len so­wie hö­he­re emo­ti­o­na­le Ak­te wie Ehr­furcht oder Verzweiflung und be­zieht da­mit „Per­son” als das gei­sti­ge Akt­zen­trum stark auf das In­di­vi­du­um zu­rück, so betont Plessner so­gleich, daß mit dem „Geist” ei­ne hö­he­re Sphä­re als die des in­di­vi­du­el­len „Ich” kon­sti­tu­iert wird; daß das In­dividuum als gei­sti­ges We­sen viel­mehr „Per­son” in der Wei­se ist, daß sich in ihr In­nen­welt, Au­ßen­welt und Mit­welt zu­sam­men­schlie­ßen. „Geist” be­zeichnet da­bei pri­mär die Er­wei­te­rung zu ei­nem „all­ge­mei­nen Ich”, einer „Wir-Sphä­re” der „Mit­welt”, die das In­di­vidu­um bildet und re­zi­prok von ihm ge­bil­det wird.24 Un­mit­tel­bar mit­gegeben in dieser über­in­di­vi­du­el­len Sph­äre des Gei­stes ist die An­er­ken­nung des an­de­ren, des­sen Exi­stenz wie die ei­gene zufällig und kostbar ist. Ein fun­da­men­tal­ethi­scher An­satz, der hin­sicht­lich der mensch­li­chen Le­bens­füh­rung durch die Aussage er­­wei­tert wird, daß es die­sem Le­be­we­sen un­mög­lich ist, oh­ne „ir­re­a­le Nor­men” und oh­ne Ge­wis­sen zu exi­stie­­ren.25


Fundamental­ethisch ist auch Plessners Überzeugung, daß je­de theoretische Be­stimmung des mensch­li­chen Wesens schon ethi­schen Cha­rakter hat, da sie „ein Vor­griff auf die Pra­­xis” ist.
26 In die­sem Sin­ne weist er auf den in­neren Kon­­flikt des sozi­ologi­schen Rollenbegriffs hin, na­mentlich in Dah­­ren­dorfs Mo­dell ei­nes ‚Homo sociologicus’, das
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23 Über einige Motive der Philosophischen Anthropologie (1956); Wiederabdruck in: Con­ditio humana, a.a.O. S. 117-135 (Zi­tat S. 134). Gerhard Gamm bemerkt hierzu: „Die Humanitas stellt die theoretische Bestimmung der An­thro­po­lo­gie auf prak­ti­sche Vernunft um, sie sprengt in einem systematischen Sinn die (so­­zio­bio­lo­gi­sche) ,Kette der We­sen’ von An­fang an, ent­spre­chend anti-evolutionistisch kennzeichnet Plessner den Men­schen – im Unterschied zum Tier – auch durch sei­ne 'Anfangslosigkeit'”. Ger­hard Gamm, ,Abgerissenes Bruchstück eines ganzen Ge­schlechts’/Phi­lo­so­phi­sche An­thropologie in der Lee­re des zu­künf­ti­gen Menschen. In: Philosophische An­thro­po­lo­gie im 21. Jahr­hun­dert. Hg. von Hans-Pe­ter Krüger und Gesa Lindemann (Ber­lin 2006), S. 103-121 (Zitat S. 110)

24 Plessner, a.a.O., S. 303f.   25 a.a.O., S. 317
26 Über Menschenverachtung (1953); in: Conditio humana, a.a.O., S. 104-116 (Zitat S. 116)


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