Die von uns besuchte Ausgrabungsstätte der Terrakotta-Armee gehört zu den über eine große Fläche hin verstreuten Grabanlagen des ersten chinesischen Kaisers Qin Shi Huang. Sein Grabhügel, der anderthalb Kilometer westlich jener Grabungsstätte liegt, blieb bis heute archäologisch unberührt, da zunächst die seit 1974 laufenden Ausgrabungen seiner gewaltigen Grabwächter-Armee abgeschlossen und ausgewertet werden sollen. Freilich hat man schon Probegrabungen an dem Erdhügel gemacht und dabei mehrere hundert Satellitengruben und -gräber mit zigtausenden Beigaben freigelegt, von denen ein Großteil im Umkreis von 250 Metern um den pyramidenförmig gestalteten Grabhügel liegt. Die meisten von ihnen wurden bei den gelegentlichen Plünderungen und Brandschatzungen übersehen; die größeren Gruben enthielten unter anderem die beiden vierspännigen Bronzewagen, die wir im Terrakottakrieger-Museum zu sehen bekommen; sodann steinerne Schuppenpanzer und -helme sowie Terrakottafiguren von Akrobaten und Hofbeamten. Sogar 3 km weit entfernt vom Grabtumulus entdeckte man jüngst eine Grube, in der bronzene Vögel wie Kranich, Gans und Schwan in einem künstlichen Flusslauf aufgestellt waren.
Erosion und Zerstörungen haben den überwachsenen Hügel um ein Drittel auf gegenwärtig 76 m Höhe abgetragen. Die Grabstätte war seit langem bekannt und wurde schon ein Jahrhundert nach dem Tod des Kaisers von einem Historiker beschrieben. Ihm zufolge enthalten die Grabkammern neben Modellen von (Kaiser-)Palästen auch eine Nachbildung des chinesischen Reiches, wobei die Hauptflüsse und der Ozean aus mechanisch bewegtem Quecksilber bestehen und zudem Sternbilder die Grabkuppel schmücken. Am Tumulus konnte man entsprechende Quecksilberkonzentrationen nachweisen; die Grabkammer hofft man unversehrt vorzufinden, zumal sie durch Selbstschussanlagen gesichert und mit geschmolzenem Kupfer versiegelt worden sein soll.
Sein Mausoleum hatte der spätere Kaiser schon mit 13 Jahren in Auftrag gegeben, als er soeben König von Qin geworden war. Mit 21 Jahren (238 v. Chr.) übernahm er auch faktisch als Alleinherrscher die Regentschaft; mit 38 Jahren konnte er das letzte der den Qin feindlichen Königreiche Chinas unterwerfen und nannte sich fortan Qin Shi Huangdi ("Erster erhabener/gottgleicher Kaiser von Qin"). Die Landesbezeichnung "CHINA" leitet sich von seinem Namen ab. Die antifeudalistische Ordnung des eigenen Königreichs übertrug Qin Shi Huang auf sein neues, von Präfekten verwaltetes Kaiserreich, sorgte für eine Vereinheitlichung der Maße, Gewichte und Zahlungsmittel, legte die Kleine Siegelschrift als chinesische Standardschrift fest und ließ die Teilstücke älterer Wehranlagen zum Vorläufer der Großen Mauer verbinden. Gefürchtet war seine Brutalität, die auch bei kulturellen Entscheidungen zu Tage trat; so ließ er ihm nicht zusagende Schriften verbrennen und hunderte von Gelehrten hinrichten.
Neben den Architekten und Handwerkern sollen zeitweise über 700.000 Sträflinge und Fronarbeiter für die Anlagen des Mausoleums im Einsatz gewesen sein. Der Sohn von Qin Shi Huang ließ das Mausoleum vollenden und die letzten Arbeiter lebendig begraben. Er selber wurde nach zwei Regierungsjahren durch seinen Obereunuchen in den Suizid getrieben, und nach einem Bauernaufstand brachte man kaum zwei Monate später den dritten und letzten Kaiser der Qin-Dynastie mitsamt seiner Familie um. Etliche Grabanlagen, darunter die Gruben der Terrakotta-Armee, wurden schon damals geplündert und die Palastbauten um den Grabtumulus bis auf die Fundamente zerstört.
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