Quelle für das Foto links: H.F. Für das Foto rechts: http://einmalumdiehalbewelt.files.wordpress.com/2011/09/xian_0001.jpg
Als
unser Reisebus sich dem Museumstrakt für die Terrakotta-Armee
nähert, trägt die Reiseleiterin kurz die Geschichte der
Zufallsentdeckung von 1974 vor: Bauern stießen damals beim
Ausschachten eines Brunnens unter anderem auf Tonfragmente, die sie
im Dorf herumzeigten. Niemand wusste sich einen Reim darauf zu
machen, ja, einige verwünschten sogar die Entdecker, da sie
sicherlich Dämonen aus der Unterwelt freigelassen hätten. Der
Bürgermeister soll sich gleichwohl mit dem Fund zu der zuständigen
Behörde begeben haben, wo sich jemand an die oben erwähnte
Beschreibung des angrenzenden Mausoleums durch Chinas
ersten Historiker Soma Qi an
erinnerte. Dieser hatte freilich nirgendwo von einer Terrakotta-Armee
berichtet; um so größer die Überraschung angesichts dessen, was da
bei der bald eingeleiteten Grabungskampagne zu Tage kam.
Einer jener Bauern wurde als Hauptentdecker mit einer Mao-Bibel und
einem Fahrrad belohnt. So richtig wohlhabend wurde er dann durch das
Privileg, nach dem Museumsbau die Bücher über seinen Fund
gegen Gebühr zu signieren (nach seinem Tod ging das Privileg auf
seinen Bruder über).
Wir
betreten nun die erste und größte der vier Hallen, die man hier in
Form eines Hangars über der Terrakotta-Armee errichtet hat. Gleich
vorn in dieser 230 m langen "Grube
1",
direkt bei dem noch erhaltenen Brunnenschacht, ist in drei langen
Reihen eine Vorhut von rund 200 Bogenschützen postiert. Diesen nur
Waffenröcke tragenden Schützen folgen neun Kolonnen überwiegend
schwer gepanzerter Fußsoldaten mit dazugehörigen Streitwagen. Die
Kolonnen sind jeweils durch Erdmauern getrennt, die einst die
Deckenbalken trugen. Die Soldaten dieser –
bisher
nur zu einem Viertel freigelegten –
gut
6000 Mann starken Hauptarmee hielten wie die Bogenschützen echte
Waffen in Händen, die ihnen meist von den marodierenden
Aufständischen des Jahres 206 v. Chr. entrissen wurden. –
Eine
Soldatenreihe bildet die Nachhut, und zu jeder Seite der
Marschkolonnen sind mit seitlicher Blickrichtung Soldaten als
Flankenschutz aufgestellt.
Es
ist eine Armee
von Grabwächtern.
Ihre Aufstellung nach Osten hin hat den Grund, dass östlich von Xian
die vom Ersten Qin-Kaiser besiegten chinesischen Königreiche
lagen, deren Rache der Kaiser im Jenseits befürchtete und gegen die
er sich auf diese Weise gut gewappnet glaubte.
Beim
Anblick des Brunnenschachts,
der einige Meter vor der ersten Reihe der Vorhut liegt, mag einem der
Gedanke kommen, dass es wohl nur den Plünderern zu verdanken
ist, dass die beim Zerschlagen der Terrakottafiguren oft meterweit
hinweggeschleuderten Tonscherben von den Brunnenbohrern gefunden
wurden und zur Entdeckung der danebenliegenden Armee führten.