Wie
bei uns sieht man auch in den USA leider nicht mehr viele Kinos.
Beim Durchstreifen des quirligen und architektonisch interessanten
„Loop” in Chicagos Downtown hielten wir geschlagene zwei Stunden
nach einem Kino Ausschau und landeten schließlich in Brian De
Palmas Horrorthriller ,Dressed
to Kill’;
von Zeit zu Zeit schrie im Saal ein Kleinkind nach der Mama. Anders
die Stimmung in einem Kino beim Times-Square in New York, wo die
Zuschauer eines Films über Rockmusik ihn so lebhaft und kontrovers
kommentierten, wie es bei uns vor allem studentische Filmbesucher zu
tun pflegen. Und schließlich sahen wir noch den für Kinder und
Jugendliche bestimmten 2. Teil des ,Kriegs
der Sterne’,
und zwar in einem eisig klimatisierten riesigen Kinosaal inmitten
vieler und uns so unbekannter kleiner Naschorgien.
Was nicht alles
hatte ich mir vom US-Fernsehen
versprochen! Gespeist aus dem Fundus
Dutzender von TV-Anstalten, so war zu lesen, sollte es die gehorteten
Filmklassiker freigebig wieder ausstrahlen können. In den meisten
Bundesstaaten hatten wir jedoch nur die Wahl zwischen einer Handvoll
Programmen. Neben den drei großen Coast-to-Coast-Sendern waren es
beinahe nur noch Regional- oder Großstadtprogramme wie in
Memphis/Tennessee, wo man sich im TV ausgiebig als Stadt der
Saubermänner präsentierte und feierte. Von den Neuengland-Staaten
sind uns vor allem marktschreierische Gruppenandachten in Erinnerung
blieben, deren Prediger mitunter die Ausstrahlung von
Nachtclub-Conférenciers haben. Mir kam dabei Janis Joplins
treffliche Gospel-Parodie ,Mercedes Benz’ in
den Sinn: „Oh lord won't you buy me a color TV/ ... I
wait for delivery each day until three …”.
Nicht
ein einziger passabler Kinofilm wurde uns in diesen Wochen im
Fernsehen angeboten. Und an Nachrichten
vom Weltgeschehen sickerte so gut
wie gar nichts durch (aus Europa wurde einmal ein Massenunglück in
Italien erwähnt). Der Rundfunk
besteht praktisch nur aus der Sparte
Schlagerprogramm, so dass wir uns für unsere langen Autofahrten nach
einigen Tagen einen Kassettenrecorder zulegten. – Zu unseren
weiterhin deprimierenden TV-Erfahrungen 1990 und 2000 vgl. S.
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