Über die
Oakland Bridge verlassen wir San Francisco und fahren gen Fresno,
vorbei an Rebflächen, Baumwoll- und Zuckerrübenfeldern
sowie Zitrus-, Mandel-, Walnuss und Avocadoplantagen. Fresno,
das sich als ,Raisin
Capital of the World’
bezeichnet, ist das Zentrum des fruchtbaren San
Joaquin Valley.
Das heißt fruchtbar gemacht wurde diese im Regenschatten der
Küstengebirge liegende Halbwüste erst durch massive
Bewässerung und durch die vielen schlecht bezahlten
(Wander-)Arbeiter insbesondere der „Dust-Bowl”-Migranten und der
meist illegal hier arbeitenden mexikanischen Latinos. Das
Pro-Kopf-Einkommen in dieser blühenden Region gehörte daher
bis heute immer wieder zu dem niedrigsten der Vereinigten Staaten.
Ehe John
Steinbeck ,Die
Früchte des Zorns’
verfasste,
begab er sich 1936 für eine Artikelserie in den ,San
Francisco News' ins
San-Joaquin-Tal und recherchierte vor Ort über die miserablen
Lebensumstände jener Migranten. Sein späterer Roman wurde in
Kalifornien und anderen Bundesstaaten eine Zeitlang verboten,
mancherorts öffentlich verbrannt und vom New Yorker Erzbischof
Spellman, der dann Mitte der 1960er Jahre den Vietnamkrieg guthieß,
von der Kanzel herab verdammt. Selbst die bewegende und auch
kommerziell erfolgreiche Verfilmung durch John Ford (1939/40) änderte
wenig an der Ächtung des Buchs. In Bakersfield, wo Steinbeck während
seiner Recherchen wohnte, wurde es auf Betreiben von
Großgrundbesitzern schon 1939 verboten und bis 1972, ein Jahrzehnt
nach seiner Auszeichnung mit dem Nobelpreis, nicht als Lektüre an
Höheren Schulen zugelassen. In Steinbecks kalifornischer
Heimatstadt Salinas fand ,The
Grapes of Wrath’
erst in den 90er Jahren Eingang in öffentliche Bibliotheken.