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THE SURVIVORS (05:43)


16:05


Wim Wenders hat die Leidensgeschichte der „Survivors” ebenso wie die Munros stärker als John Ford in die christliche Iko­­no­­gra­phie ein­ge­bun­den, läßt aber immer wieder die abgewan­delte Falkenklaue „Scars” hineinstoßen. Der mit Ziernarben ver­se­hene Schutzhandschuh Marks, der bei der Tö­tung sei­ner Tochter in einer Nahaufnahme gezeigt wird, gehört wie der trie­fen­de Handschuh, den Julia nach der Be­rüh­rung ei­nes knospenartigen Aus­wuch­ses an einem Baum­stamm wegwerfen muß­te, mit zu je­ner Handsymbolik, die schwere Übergriffe und Exi­stenz­be­droh­li­ches bezeichnet, sei es als Hin­weis auf ei­ne ma­fi­ö­se Film­wirt­schaft oder auf die ent­würdigende Selbstbehauptung beim eigenen wie beim kol­lek­ti­ven Über­le­bens­kampf. Nach der letz­ten Re­gie­an­wei­sung Munros wird auf den Produktionsleiter und Verbindungsmann zu Gor­don ge­schnit­ten, der laut­hals den Ab­bruch der Dreh­ar­bei­ten ver­kün­det, wobei er seine Linke zugleich mit seiner schwar­zen, im­mer be­hand­schuh­­ten Rech­ten Auf­merk­sam­keit hei­schend emporstreckt. Spie­len die in der schwar­zen Hand­flä­che wie Te­le­fontasten blin­­­ken­­den Me­tall­knöp­fe auf die Mu­tanten des so­e­ben ab­ge­bro­che­nen Films bzw. auf den Me­tall­men­schen in Dwans ,The Most Dan­ger­ous Man Alive’ an?


Wenn die Gruppe der „Survivors” endlich ihr Ziel vor Augen hat, wird sie nicht etwa dort, am Meer, gezeigt, sondern vor­erst beim Bestaunen und Be­ta­sten des in den Sand gebohrten kreuzförmigen Flugzeughecks. Und sie befindet sich immer noch dort, wenn Robert nach dem Ab­bruch dieser Film­se­quenz die Arme in Form der danebenstehenden Heckflosse aus­brei­tet und ausruft, daß es endlich „vorbei” sei („Ist kaum zu glau­ben ... Das Ge­hum­pel ist vor­bei!” 09:42: siehe Ab­bil­dung S. 11). Eine Tra­ve­stie der Kreuzesszene Christi („Es ist vollbracht!”), bei der ei­nem die Sze­ne von Wen­ders’ ,Im Lauf der Zeit’ in den Sinn kom­men mag, wo Ro­bert die Passionshaltung einer von ihrem Kreuz „befreiten” Chri­stus­fi­gur par­o­diert. Jetzt aber fin­det sich die­se Ge­ste am En­de der lan­gen Sequenz ein, die im Zeichen eines kommenden rück­sichts­lo­sen Über­men­schen steht.

   Nur Julia war schon zur Hotelruine vorausgelaufen und hatte die Mauer der Terrasse über­klettert. Steht sie zu Beginn des nach­f­ol­gen­den lang­sa­men Schwenks hinüber zum Meer noch statuarisch an der linken Bildseite, taucht sie bei dessen Ab­­schluß unversehens dort rechts wieder auf! Sie nimmt ih­re Schutz­bril­le und -mas­ke ab und sagt: „Jetzt haben wir ein Zu­­­hau­­se ge­­­fun­­den.” Wie höhnisch daraufhin das Gekreisch eines Vo­gels dro­ben, den sie mit den Bli­cken sucht, sich dabei im­mer wei­­­ter zurücklehnend, bis auf einmal erschreckend laut die Brandung zu hören ist und sich zu­gleich von hin­ten her ein Mann mit flat­terndem schwarzem Haar so tief über sie beugt, daß ihr Gesicht überschattet wird!

Nachgespielt wird hier wohl, auch dank Patrick Bauchaus wundervollem In­dia­ner­pro­fil, der Schockmoment beim Erscheinen des anderen Vo­gels, des „Schwar­zen Fal­ken”, dessen Schatten sich über Debbie legt. - Der Schock ist um so unerhörter, als ,The Survivors’ bis dahin nicht als Film im Film kennt­lich war und erst in diesem Moment „gerahmt” wird.7 Und noch im selben Augen­blick dem Horizont des Regisseurs Munro und seiner Crew ent­zogen wird, zu­gewiesen dem ambiva­lenten Hollywood, das von einem John Ford (und speziell dessen Indianerprofil, siehe S. 6) eben­so wie von der anonymen Kor­rup­ti­on der Filmindustrie ge­prägt ist.

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