Weitergeführt
wird die Hand- und Fingergestik in der Gegenszene mit Crystal Ling,
der mit Ryan insgeheim Verbündeten, die Hammett im Sessel
schlafend bei sich vorfindet. Alles ist jetzt mit Streifen überzogen,
Wände, Boden, Mobiliar und die Besucherin selbst, die längere Zeit
vor jenem Lampenschirm mit dem gelbbraunen, schwarz
gestreiften Palmblatt gezeigt wird – das Oberteil ihrer
gelbbraunen Bluse weist ebenfalls ein vertikales schwarzes
Streifenmuster auf (36:45). „Das ist eine sehr männliche
Wohnung”, beginnt sie sogleich, streichelt mit
ausgebreiteten Händen über den Sessel hin,
spreizt bei ihren Ausführungen immerfort die Finger ab und läßt
sie überallhin spazieren. Als sie an seinen Fingern zu
knabbern und zu lutschen beginnt, glaubt er besser gehen und ihr
seine Wohnung als Zuflucht überlassen zu müssen. Er flieht diese
Circe und ihre unmißverständlich pornographische Aura; so
präsentiert sie sich denn auch in dem zu sexuellen
Erpressungszwecken gedrehten Streifen ,Mr.
Wolfe comes to call’
mit einem übergroßen palmblattähnlichen Hut.
Hammetts
Verabschiedung und neue Existenz
Die
Streifenmusterung, die diesen Film auch durch versteckte künstliche
Lichtquellen visuell beherrscht, ist also durch und durch ambivalent.
In der Licht-und-Schatten-Bildung melancholisch grundiert,
bezeichnet sie primär die weltdeutende und -umgestaltende
Potenz des Schriftstellers, die Versuchung seiner Selbstüberhebung
und zugleich die Bedrohung durch eine Realität, mit der
sich ein um Authentizität bemühter Kriminalschriftsteller
wie kein anderer einzulassen hat. Die entsprechenden
Anzüglichkeiten der Vertreter dieser Realität kann Hammett weithin
ignorieren, so Crystals Urteil („ein
zweitklassiger Detektiv”), Hagedorns maliziöse
Bemerkung (einst „ein Pinkerton-Mann, und heute – Meister der
Kriminalschwarten”) oder auch O’Maras
spöttischen Rat („Gehn Sie wieder an Ihre Schreibmaschine!”).
Fong jedoch, der das gestohlene Manuskript
aus der Schreibtischschublade hervorgezogen hat, verwickelt
Hammett in einen kleinen Dialog: „Ist das alles Phantasie?
Oder haben Sie Ihre Stoffe aus dem Leben?” „Aus
der Wirklichkeit, Mr. Fong. Aber ich schreibe auch Gedichte,
die ich Ihnen gern mal zeige.” „Ich fürchte, Sie haben
da etwas zu viel Phantasie entwickelt. Sie werden
bemerken, ich bin nicht so leicht zu handhaben wie Ihre
Romanfiguren!” „In diesem Fall ziehe ich es vor, mich
zu verabschieden.” Woran ihn jedoch der Leibwächter
hindert. Wirklich gefährlich nun, seine Identität als
Schriftsteller bedrohend, ist allein der
ehemalige Lehrmeister Jim Ryan, ein Alter Ego, das Hammett erst
abschütteln muß, ehe er zu sich selbst, zu einer eigenen
Schreibweise finden kann. „Ich schreib’ was
Besseres”, erklärt er nach dem Verlust des Manuskripts, macht dann
freilich noch den Rekonstruktionsversuch
mit den Resten aus dem Papierkorb, bis auf einmal die dazugehörigen
Phantasiebilder von jener anderen
Phantasieszene mit Ryan abgelöst werden, der ihm
empört das Ausplaudern seiner detektivischen
Erfahrungen und Tricks vorwirft und danach auf ihn schießt –
Hammett zieht, die Pistole in der Hand, spontan
dagegen, bleibt aber bis zur Abblende sichtlich
niedergeschlagen.
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