Das Remake von
Munro nun ist ein kleiner schwarzer Film im Film, in dem die
Leitmotive des Hauptfilms schon Gestalt annehmen. Dazu
paßt, daß ,The
Survivors’
in
„amerikanischer Nacht” gedreht ist – dies sicherlich nicht
nur als Reminiszenz an die Nachtszene in Fords ,The
Searchers’
(siehe S.
6),
sondern auch in Erinnerung an Allan Dwan, der mit
dieser „Day-for-Night”-Technik ausgiebig experimentiert
hatte. Nach der ersten Einstellung, die einige Personen
beim Durchqueren der „Sea of stones” am Rande einer
Dünenlandschaft zeigt, entwickelt sich in einer Überblendung
aus kreisförmigen Lichtpunkten rasch ein
Strahlenkranz, der sich über die Personen legt. Es sind
genau 12 Sterne, angeordnet wie das kranzförmige
Logo der Europäischen Union. Sollte
dies nicht schon ein Kontrastbild zu dem hinter Coppola
stehenden und diesen selbst bedrängenden
amerikanischen Produzenten ORION sein?
Letzterer zeigte eine Zeitlang das bekannte Sternbild mit
dem Gürtel, acht Sterne, die sich zu einem Kreis
formierten und dann, immer rascher herumwirbelnd, von dem O
von „Orion” abgelöst wurden. Das jetzige
europäische Unionszeichen würde
demnach die prekäre „europäische Sehweise” andeuten,
die Gordon laut Dennis an Munro so schätze.
Im
Gegensatz zu jenem gewalttätigen Jäger der Antike (Orion) erscheint
bei Wenders der Sternenkranz als Passionszeichen, denn
diese 12 Sterne fließen zu einer Art Dornenkrone zusammen
und stimmen so auf die marianische oder christologische Szenerie
um das zu tötende eigene Kind ein. Es läßt sich eine
rituell sorgfältige Vorbereitung
dieser Opfertat erkennen. Das Tötungstabu wird
zunächst dadurch beschwichtigt, daß sich die Klagelaute
des kontaminierten Kindes eher wie die einer
Katze anhören und ihm die Mutter ein Schlaf- und
Trostlied singt. Sodann mildert auch die Parallelmontage
das Geschehen, indem wiederholt vom Vater
Mark, der nach Überprüfung des Fallouts mit einer
kreisförmig aufleuchtenden Apparatur (mit ebenfalls
12 Lichtpünktchen) ein kleines Skelett in einem
Autowrack filmt, hin zu dem Kind geschnitten wird, dem die
Mutter (Joan) soeben die Bandagen abwickelt;
und auch hinüber zu Anna, die vor einem Heiligen-
oder Marienbild sich vergeblich an der
Bekreuzigungsgeste versucht. Das
merkwürdige Beruhigungslied der
Mutter lautet: „The sun will pour on the earth
forever, daughter sleep.|... The stars will walk in the sky
forever ...” (03:20-05:06)
Der
Liedtext stammt nicht etwa aus Allan Dwans Vorlage, sondern,
geringfügig abgewandelt, aus der Romanvorlage
für John Fords Film, aus Alan LeMays ,The
Searchers’!
Als die beiden nach einem tagelangen Blizzard
vom Schnee zugedeckt daliegen und Mart dem Koma nahe ist,
bringt ihn der Komantschenhasser Amos (Ethan) mit einem
Todeslied der Komantschen wieder
zu sich:
„The sun will pour life on the earth forever ...
(I rode my horse till it died.)
The earth will send up new grass forever ...
(I thrust with my lance while I bled.)
The stars will walk in the sky forever ...
(Leave my ponys’s bones on my grave.)”6
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