Bildquellen: Google Maps https://donsmaps.com/altamirapaintings.html https://cloud10.todocoleccion.online/sellos-europa/tc/2020/05/12/12/203874175_tcimg_A1B3504E.jpg
Die.
26.7.88) Die Koffer lassen wir noch im Hotel zurück und nehmen ein
Taxi zur zur Universitätsbibliothek. Es geht mir wie immer
vor allem um den Hauptlesesaal, seine Arbeitsatmosphäre,
die Zirkulation der Leser und den Geist von Freizügigkeit; höchst
erfreulich mein jetziger flüchtiger Eindruck. Danach holen wir den
reparierten CX aus einer Citroënwerkstatt ab, die mir beinahe
fünfmal so groß wie die mir bekannten sowohl bei uns als auch in
Frankreich vorkommen will.
Nach
einer Fahrtstunde kommen wir durch die Industriestadt Valladolid,
die einst Hauptsitz der Inquisition war; die Folterwerkzeuge und
Akten des Gebäudes wurde und während des Spanisch-Portugiesischen
Krieges (1808-14) von dem Weimarer Feldjäger Johann Christian Mämpel
und seinen Kameraden zerschlagen und verbrannt. Nach weiteren
anderthalb Stunden Fahrt erreichen wir Burgos;
durchfahren ein altes wuchtiges Stadttor und halten bei der Plaza
Mayor. Die Geschäfte in den schattenspendenden Arkadengängen haben
sich ungewöhnlich tief in die Gebäude zurückgezogen: „Neun
Monate Winter, drei Monate Hölle“ wird Burgos wie auch Madrid
nachgesagt. Innerhalb einer Stunde lassen wir und zweimal in einer
Erfrischungsbar nieder. – Über einige Pässe und entlang
an Stauseen nähern wir uns dem Atlantik; irgendwo hier geraten wir
in einen feinen Dauerregen, offenbar unter dem Einfluss des
Biskaya-Tiefs. Vor der Küste bildet sich ein mehr als zäher
Stau; ein Verkehrspolizist, dem ich so etwas wie „Catástrofe!“
zurufe, entgegnet gelassen: „Tranquilidad!“ Nach ungefähr zwei
Fahrtstunden finden wir uns im „Parador
Santillana del Mar
Gil Blas“ ein,
einem Herrensitz mit alter Inneneinrichtung. Ein Versuch, mit dem
Auto nahe ans Meer zu kommen, scheitert, da sich plötzlich
Nebelbänke vor uns auftun. So fahren wir zurück und nehmen in der
Hotelhalle noch einen Drink. Der erfrischend feine Regen hält sich
noch durch die Nacht hin
Mittw.
27.7.88) Nach dem Frühstück in dem kleinen Hotelpark machen wir auf
den kaum 3 km weiten Weg zu der Höhle
von Altamira
und zum dortigen Besucherzentrum. Für den Besuch der originalen
Höhle hätten wir uns gut ein halbes Jahr vorher anmelden müssen,
da wegen des Mikroklimas pro Tag nur 30 Besucher zugelassen sind. So
sehen wir uns in dem prähistorischen Museum nebenan eine
ziemlich genaue Rekonstruktion der altsteinzeitlichen Höhle an. Sie
bietet einen guten Überblick über die mehr als 900 und über 22.000
Jahre alten Höhlenmalereien aus Holzkohle, Manganerde, Rötel- und
Ockerfarben spwie Ritzzeichnungen an. Die besonders kühnen
Deckenmalereien stammen aus der Zeit um 16.500 bis 13.000 v. Chr.;
schön das plastische Kalkül für einen Bison, der einen Felsbuckel
als Maluntergrund erhielt. So manche elegante oder schon
versiert-abtrakte Malerei will uns nicht eben „prähistorisch“
vorkommen, aber dies wurde schon kurz nach der Entdeckung der Höhle
zu einer Streitfrage.
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