Ausführlicher
diskutiert wurden diese gentechnischen und transhumanen
Tendenzen in Deutschland eigentlich nur dann, wenn ein
Detailproblem wie die Frage nach der Unterstützung und
Legalisierung bestimmter Ziele der
Stammzellenforschung jeweils unaufschiebbar
erschien. Bis dann der Philosoph Peter Sloterdijk mit
seinem Vortrag Regeln für den Menschenpark (1999)
offensiv eine grundsätzlichere
Debatte eröffnete. Schon in der abendländischen
Philosophiegeschichte, so führte
er aus, wurde von Plato bis Nietzsche die Menschenzüchtung
problematisiert und akzeptiert, woran noch Heidegger
mit seiner oft bespöttelten Formulierung vom
Menschen als dem ‘Hirten des Seins’ erinnert
habe. Nach dem Zusammenbruch des Humanismus
sei nun erneut die „These” zu bedenken, „daß
Menschen Tiere sind, von denen die einen ihresgleichen
züchten, während die anderen die Gezüchteten
sind – ein Gedanke, der seit Platos Erziehungs-
und Staatsreflexionen zur pastoralen Folklore
der Europäer gehört.”3
Um das Feld nicht verantwortungslos den
Gentechnikern und anderen zu überlassen, sei es
jedenfalls an der Zeit, einen „Codex der
Anthropotechniken” zu erstellen.4
Assheuer, von dem empörten Jürgen Habermas
brieflich zu einer Entgegnung ermuntert,
bezeichnete in seinem ‘Zeit’-Artikel
Das Zarathustra-Projekt Sloterdijks Vortrag als
skandalös, bezichtigte ihn eines
„ethisch entkernten Konformismus” und
sprach wie beiläufig von „Sloterdijks Affekt gegen den
Monotheismus”.5
Dieser warf in einem offenen Brief Assheuer vor, „im
Auftrage Dritter” geschrieben und „übertrieben
aufgetragen” zu haben und wandte sich zugleich
gegen Habermas, dessen „liberale Maske”
im Konflikt zerfalle und mit dessen Aktion die Frankfurter
„Kritische Theorie” zu Grabe getragen worden sei.6
Habermas selber reagierte nur mit einem
Leserbrief und ging in seinem zwei Jahre