Die
Thesen der im 20. Jahrhundert die philosophische Anthropologie
weithin dominierenden Denker und Forscher wie Max Scheler,
Helmuth Plessner, Adolf Portmann und Arnold Gehlen wurden
in der Sloterdijk-Habermas-Debatte zwar
immer wieder zitiert, aber in der Regel ging das nicht über
einige Stichwörter oder Textzeilen hinaus.
Erst recht nicht untersucht wurde die kultur
und geistesgeschichtliche Herkunft
dieser in den 1920er bis 40er Jahren formulierten Konzepte
von der umweltentbundenen
„Weltoffenheit” des Menschen, dessen
„Geist” ihn zum „ewigen Protestanten gegen alle
Wirklichkeit” macht (Scheler), von diesem
„Leistungswesen” und seiner nur
gebrochene Lebensverhältnisse
zulassenden „Exzentrizität”
(Plessner), von seinem Status als „sekundärer
Nestflüchter” mit „extrauterinem Frühjahr”
(Portmann), seiner „Instinktreduktion”,
„Plastizität” und Angewiesenheit
auf „Entlastung” durch kulturelle
Institutionen (Gehlen). Der in den nachfolgenden
Kapiteln gegebene Rückblick in die gut
500jährige Problemgeschichte wird eine
weithin verborgene Konsequenz in
der Suche nach Grund und Ausmaß der Weltoffenheit des
Menschen zu erkennen geben. Denn offenbar war diese
Entwicklung untrennbar mit der ganz anderen des
zunehmenden Glaubensverlustes an
metaphysische Absicherungen verquickt und
wurde speziell vom zunehmenden Zweifel an der
Existenzberechtigung eines
Schöpfergottes vorangetrieben.