Quellen:
Google Maps
www.myhighlands.de/wp-content/uploads/2017/09/Culross-20.jpg
https://i2-prod.dailyrecord.co.uk/incoming/article3714306.ece/ALTERNATES/s1200b/JS18238474.jpg
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Old_Stirling_Bridge_and_the_Abbey_Craig_with_the_Wallace_Monument,_Stirling_Scotland.jpg www.myhighlands.de/loch-katrine/
So.
25.7.93) Hinter Edinburgh nehmen wir die Firth-of-Forth-Brücke für
einen Tagesausflug, der bis in die Trossachs und dann hinüber zum
Firth of Tay führen soll. Auf halbem Wege zu unserem ersten
Etappenziel Sterling Castle machen wir in dem Küstenort Cullross
Halt und sehen uns ein weiß gekalktes Häuser-Ensemble aus dem 17.
und 18. Jh. an, das seit Jahrzehnten vom National Trust for Scotland
restauriert und erhalten wird. Es sind niedrige und mitunter wie
hingeduckt daliegende „Little Houses“ mit roten Ziegeldächern,
die teilweise Stufengiebel erhielten und erst im 1. Stockwerk über
Außentreppen zu betreten sind. Wie aus der Zeit gefallen, wurden sie
zum Schauplatz einer Reihe von Filmen.
Bald
erreichen wir Stirling
Castle,
in dem Mary Stuart heranwuchs und 1543 zur schottischen Königin
gekrönt wurde. In seiner nüchterner Manier beschrieb Theodor
Fontane in ‚Jenseit
des Tweed‘ (1860)
die Burg wie folgt: „Stirling-Castle, in derselben Weise wie der
Londoner Tower oder Schloß Edinburg, besteht aus einem bunt
zusammengewürfelten Häuserhaufen, der allen möglichen
Jahrhunderten und Baustilen angehört und dem nichts gemeinsam ist
als der Fels, darauf er steht, und die Wallmauer, die ihn umzieht.
Palast, Kapelle und Parlamentsgebäude drängen sich hier auf engstem
Raum zusammen, unterbrochen halb und halb verbunden durch Kasernen,
Waffen- und Munitionshäuser, von denen einzelne fünfhundert und
andere nicht fünfzig Jahre zählen.“1)
Inzwischen hat sich selbstverständlich viel getan, vor allem
seit den 1960er Jahren wurden jene für Fontane zentralen
Gebäude ständig – nicht durchweg erfolgreich freilich –
zugunsten des Zustands im späten 16. Jh. restauriert. Vor allem die
Große Halle, in der im 16. Jh. auch das schottische
Parlament tagte, sticht nun farblich krass ab von den durchweg in
Grau gehaltenen Palastgebäuden. Der in der Mitte des 16. Jh. erbaute
königliche Palast mit dem schmalen Innenhof „Lion’s Den“
(„Löwenhöhle“) prunkte mit seinem Audienzsaal der „Inner
Hall“; er zeigte Porträts der „Stirling Heads“, in Eichenholz
geschnitzte Rundmedaillons des schottischen Hochadels
und einiger zeitweilig mit Schottland verbündeter europäischer
Herrscher (darunter Karl V. und Heinrich VIII.) und sogar
historischer und mythologische Figuren wie Caesar und
Herakles.
Vom
hochgelegenen Schloss aus kann man die von schwarzlackierten Kanonen
kontrollierte Steinbrücke und den im einstigen Sumpfland sich im
Zickzack dahinschlängelnden Fluss Forth erblicken. Fontane glaubte
vom Wallrand der Festung aus 14 Schlachtfelder zu erkennen, die sich
wie ein Kranz um die Burg hinzögen. Man hat vermutlich deshalb den
Namen „Stirling“ von „striving“ abzuleiten versucht, „Ort
des Streits/des Machtstrebens“.
Wir
gehen zuletzt hinunter zu dieser alten und nur für Fußgänger
freigegebenen „Old
Bridge“,
einer wohl um 1500 erbauten Steinbogenbrücke, die jene Holzbrücke
der Sterling-Schlacht
von 1297 ersetzte.
Auf der Brücke macht uns ein alter Schotte zunächst auf die Schwäne
aufmerksam macht und erzählt dann ein wenig verworren davon, wie auf
jener Holzbrücke Sir William Wallace die Engländer vernichtend
schlug; und dass in dem 3 Meilen südlich von Sterling Castle
gelegenen Schlachtfeld von Bannockburn Robert the Bruce 1314 dank der
igelgleichen „Shiltron“-Formation mit 5000 Mann das ungefähr
viermal so starke englische Heer schlagen konnte. Die Scottish
National Party feiert diesen Sieg mit einem jährlichen Marsch
von Sterling Castle zum Feld von Bannockburn.
Wir
fahren nun in die
Trossachs
hinein und kommen nach einer guten Fahrtstunde zum Loch
Katrin.
„Was das Wort »Trossachs« meint, weiß eigentlich niemand. In den
Reisebüchern steht, es bedeute »Borstenweg«; doch habe ich
unterwegs ein halbes Dutzend Ableitungen und Erklärungen gehört,
die mir um kein Haar breit unzuverlässiger erschienen sind. ... Sie
sind ein Paß, eine Schlucht, ein Hohlweg... “ (so damals
Fontane)2)
Für eine einstündige
Ausfahrt über den See nehmen wir den Dampfer „Sir Walter Scott“,
der hier seit 1899 Dienst tut. Heute ist es windig und kühl, so dass
wir uns einmal unter Deck aufwärmen. Bei starkem Gegenwind passiert
der Dampfer einige Inselchen wie „Ellen's Isle“, die in Walter
Scotts „Lady of
the Lake“ eine
Rolle spielen. Zuletzt können wir einen Blick in den noch
ansehnlichen Maschinenraum des Dampfers werfen.3)
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