Quellen: Google Maps Tay-Fotos von Ruth und Horst Fleig www.google.de./Maps/Place/Culloden+battlefied
Über
Perth fahren wir zur Ostküste nach Dundee
und sehen dort im Hafen Robert Scotts Südpolarschiff „Discovery“
liegen (für eine Besichtigung ist es zu spät). Wir überqueren den
Firth
of Tay
auf der Tay Road Bridge, die ungefähr zwei Kilometer östlich der
neueren Eisenbahnbrücke liegt. Wir fahren zu dieser 1887 eröffneten
Brücke und erkennen –
wie
in einem unserer Reiseführer erwähnt –
daneben noch die Stümpfe der ersten Bahnbrücke, deren
Mittelteil
im Dezember 1879 unter dem von Edinburgh
bei einem Orkan
herandampfenden Zug zusammenstürzte; alle Fahrgäste und das
Personal starben bei dem Unglück.
Fontane reagierte schon im Januar 1880 mit seiner Ballade ‚Die
Brück' am Tay‘.
– Eine Untersuchungskommission wies die desaströse technische
Planung der Brückenkonstruktion nach, so waren die Züge statt
der zugrundegelegten Geschwindigkeit von 60 km/h inzwischen bis zu
110 km/h schnell geworden.
Eine
Anwohnerin zeigt uns den Zugang zu den Relikten der Katastrophe. Bei
einer Seitenstraße steht ein Schild, wonach Hunde hier nichts zu
suchen hätten („a moral crime“). Bei heftigem Gegenwind springe
ich auf auf einen alten Hauptpfeiler und erblicke dort noch
Schienenreste. Ruth hat derweil wohl vom Brückengelände einen
Ziegelstein mit runden Löcher gefunden.
Auf
der Rückfahrt nach Edinburgh machen wir am Kinross-See
Halt. Die im
Loch Leven auf
einer Insel liegende Burg war ein Staatsgefängnis, aus dem nach
elfmonatiger Gefangenschaft Mary Stuart 1568 entfliehen konnte.
Vom „Castle
Viewpoint“ aus
kann man die Burg gut erkennen. Über einen Friedhof mit etlichen
schief stehenden oder schon halb versunkenen Grabsteinen gehen wir
zum Auto zurück.
Mo.
26.7.93) Ehe wir Edinburgh verlassen, suche ich die erst 1925
gegründete Nationalbibliothek auf und schaue mir wie auf unseren
Reisen üblich den Lesesaal und das Treiben ringsumher an. Ruth
besichtigt derweil die dortige Sonderausstellung mit
Gebäudezeichnungen des wohl deutschstämmigen John Slezer (aus dem
späten 17. Jh.). Danach schauen wir uns noch den in der Nähe
liegenden, nach Auflösung eines Franziskanerklosters hier angelegten
Greyfriars-Friedhof
an, dessen Monumente teilweise die Rückseiten der umliegenden
Wohnhäuser berühren. Einige Grabgewölbe haben Eisengitter, um die
im 18. Jh. in Edinburgh florierende Zunft der Grabräuber
fernzuhalten.
Auf
der Weiterfahrt zu unserem Tagesziel Inverness machen wir am
Killiecrankie-Pass
Halt.
Im Juli 1689 schlugen hier die
Jakobiten (Anhänger des vertriebenen englischen Königs Jakob II.)
die doppelt so starken englischen Truppen, verloren
dabei
aber ihren Anführer „Bonnie Dundee“, so dass sie nicht mehr in
den Norden Schottlands vorrückten. Etwas weiter nördlich soll die
Stelle liegen, wo ein fliehender englischer Soldat sich mit
einem 5-1/2-Meter-Sprung über den Fluss Garry vor seinen
schottischen Verfolgern retten konnte. In Richtung Inverness kommen
wir immer wieder an Schafweiden vorbei.
Unser
Hotel in Inverness liegt nahe beim Kaledonischen Kanal. Nach Ausladen
des Gepäcks fahren wir sogleich zu dem wenige Meilen entfernten
Schlachtfeld
von Culloden (Schlacht
vom April 1746). Die hier beigesetzten schottischen Clans werden
durch kleine Banner markiert. Von einem Informationsbungalow aus
starten starten immerzu Führer kleinerer Gruppen in das ungefähr
einen Quadratkilometer große Gelände. Wir gehen allein und
kommen schon bald zu den ersten flachen Hügelchen der Massengräber,
in denen ungefähr 30 Mitglieder eines Clans beigesetzt wurden, auch
an Gräbern für „mixed clans“. In größerer Entfernung
liegt ein mächtiger Findling, von dem aus der englische Kommandeur,
der Duke of Cumberland die Schlacht geleitet hatte. Seinen Beinamen
„The Butcher“ erhielt er vor allem wegen seines Befehls, die
verletzt liegen gebliebenen Schotten mit dem Bajonett zu erstechen,
Gefangene zu exekutieren und die schottischen Highlands über Monate
hin verwüsten zu lassen. Sein militärischer Gegenspieler bei den
Jakobiten, Prinz Charles Edward Stuart („Bonnie Prince Charlie“),
konnte in Frauenkleidern nach Frankreich entkommen.
Nur
anderthalb Meilen vom Schlachtfeld entfernt liegen die
prähistorischen, ungefähr ab 2300 v. Chr. angelegten Grabstätten
von Clava
Cairns
(cairn=
Grabhügel, Hügelgrab).
Es sind mehrere Grabhügel, umrandet von einem ungefähr zehn
Meter entfernten Kreis aufrecht stehender meterhoher Steine, die
einst signalisierten, dass die jeweilige Grabstätte nicht mehr in
Gebrauch war. Wir beiden sind hier allein, umlaufen den
Steinring und gehen bis ins Innere eines archäologisch freigelegten
Ganggrabes, das nach der Wintersonnenwende ausgerichtet war. Auf dem
Rückweg müssen wir registrieren, dass zumindest einer der
Monolithen zur Freihaltung des Weges zu einer Farm respektlos
entfernt wurde.
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