Bildquellen: Google Maps
https://greatacre.files.wordpress.com/2012/03/2012-03-30-16-20-10.jpg www.nottingham21.co.uk/images/NB00121.JPG
In
unserem noch neuen Jurys-Pond-Hotel werden wir im Restaurant bald von
diesen Busladungsgästen bedrängt, die wohl für ein Drittel der
normalen Zimmerpreise sich unter dreifachem Lärm ergötzen. Bei der
Rückkehr zu unsrem Zimmer versagt der Zimmerschlüssel. Man bietet
uns ein anderes Zimmer an, doch bestehe ich wegen des
eingeschlossenen Gepäcks darauf , dass ein Schlosser herbeigeholt
wird. Das allerdings dauert. So lernen wir in der Zwischenzeit auch
einmal eine großzügig angelegte Neubausiedlung kennen, die sich
eines eigenen Sicherheitsdienstes rühmt – wobei uns beiden
schwant, was es mit den kaputten Türschloss auf sich haben dürfte.
In der Hotelbar nehmen wir noch den einen oder anderen Drink, bis der
Schlosser zu uns herunter kommt – ja, ein Einbruchsversuch
wäre nicht auszuschließen. Immerhin sind unsere Koffer noch
vorhanden. Der Schlosser freilich muss noch weiterarbeiten, da sein
neues Türschloss nicht passen will. Bevor er unverrichteter
Dinge davonzieht, unterhalten wir uns noch über Fußball; er ist ein
Fan von Celtic Glasgow (am nächsten Morgen ist in der „Sun“ zu
lesen, dass Fans des „Glasgow Rangers“ gegnerische Fans mit
Messern übel zugerichtet hätten). Vor der Nachtruhe
verbarrikadieren die Zimmertür mit Mobiliar.
Im
Halbschlaf überfallen mich Erinnerungen an die sternenübersäte
Nacht
in Death Valley,
wo ein Unwetter die Elektrizität lahmlegte und alle Gäste ohne die
in dieser Wüste eigentlich unentbehrlichen Klimaanlagen ihre
Zimmertüren für einen leichten Durchzug geöffnet hatten.
Sa.
31.7.93) Wir verlassen Glasgow in Richtung Nottingham und schwenken
auf Höhe von Leeds westlich auf Blackpool
zu,
wo die britischen Gewerkschaften (TUC) regelmäßig ihre
Jahreskongresse abhalten. Der sieben Meilen lange ockergelbe
Strand ist verlockend, doch bei den heutigen ungefähr 15 Grad ist
keine Seele im Wasser. Dafür drängeln sich tausende auf der
Promenade, wo eine Amüsierbude neben der anderen steht.
Entgeistert starten wir sogleich nach
Liverpool durch.
Bei
unserem letzten Besuch 1985 schien die Stadt auf der Kippe zu stehen,
und zumindest in den nördlichen Vorstädten steht sie immer noch
wacklig da. Nach einer Essenspause in der quirligen Lime Street
Station besuchen wir erneut das neoklassizistische Gebäude der
Walker
Art Gallery.
Statt der damaligen Munch-Ausstellung präsentiert sie jetzt die
200-jährige Musikgeschichte der Stadt, dies selbstverständlich auch
als Huldigung an die Beatles. Über einen Walkman wird man behutsam
in die Vergangenheit zurückgeführt, mit Kostproben für die vielen
vor uns stehenden Instrumente, darunter eine Flaschenorgel aus dem
wohl norwegischen „Helgeland“.
In
Nottingham angekommen,
ist am heutigen Samstag der Teufel los. Wir kommen an Dutzenden
Grüppchen Jugendlicher vorbei, begleitet von dem einen oder anderen
kräftigen Schlag auf unser Auto. Die Jünglinge tragen oft eine
schwarze Hose zum weißem Hemd, gelegentlich mit Krawatte und
angeklatschtem Haar; viele Mädchen sind aufgedonnert wie bei uns
zuletzt in den 1960-er Jahren zu sehen. Vor und in unserem „The
George Hotel“ geht
es mit am tollsten zu; von einer 30 Meter entfernten Disko laufen
Hochzeitsgäste zur Hotelbar hinüber, telefonieren in der
Rezeption und fahren im Fahrstuhl auf und ab. Zwei kräftige
Türsteher halten sich bereit, scheinen aber mit jedermann zu
fraternisieren. Wir erhalten einen Zimmerschlüssel zu einem
schon belegten und unaufgeräumten Zimmer. Beim Wechseln in ein
anderes Zimmer kommen wir durch ein Treppenhaus mit höchst
ansehnlichen Standuhren. Das
Hotel wurde um 1822 erbaut und zählte schon Charles Dickens zu
seinen Gästen.
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