Quellen: www.traveladventures.org/countries/greece/images/marathon01.jpg google-Maps-Foto unter: Marathon Middle Helladic Tombs, Vranas www.aeria.phil.uni-erlangen.de/photo_html/reliefs/grabreliefs
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/cc/Rekonstruction_Aristion_warrior_by_Aristokles_-_Bunte_G%C3%B6tter_in_Berlin.jpg https://i1.wp.com/www.bookofdaystales.com/wp-content/uploads/2013/09/marathon-battle.jpg https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/e1/Reconstruction_of_the_battle_of_Marathon_by_Polygnotos.jpg
Zwei Stunden später kommen wir auf der A 1 an Marathon vorbei, wo 490 v. Chr. die Griechen unter ihrem Oberbefehlshaber Kallímachos und seinem Strategen Miltíades die von den Feldherren Datis und Artaphernes befehligten Perser schlagen konnten. Der Ort des Schlachtfeldes liegt kaum 10 km von der Autobahn entfernt, wird aber wider Erwarten auf keiner Ausfahrttafel ausgeschildert. So finden wir uns schon bald in einem Vorort von Athen wieder und fragen mehrere Passanten nach dem Weg zurück gen Marathon. Wir erhalten nur vage oder umständliche Wegbeschreibungen und erreichen auf teilweise gebirgigen Nebenstrecken erst nach anderthalb Stunden die Gemeinde Marathon. Sie hat für die Olympischen Sommerspiele 2004 schon ein rührend kleines Stadion vorzuweisen, in dem der Marathonlauf gen Athen gestartet werden soll. Als wir einige Kilometer neben dem Ortszentrum beim Grabhügel der Athener eintreffen, rüstet sich die Wärterin soeben zum Aufbruch. Wir können aber noch den Tumulus umlaufen, in dem die gefallenen 192 Athener beigesetzt wurden. Am Fuße des Hügels steht nun die Replik der gut 20 km südlich von Marathon gefundenen Grabstele eines gerüsteten Hopliten namens „Aristion”. Als Denkmal für einen attischen Krieger jener Epoche macht sich die auf ca. 510 v. Chr. datierte und von dem Bildhauer Aristoklés angefertigte Statue hier ziemlich gut, aber nicht, wie so oft zu lesen ist, für den umstrittenen Meldeläufer. Denn die Berichte von diesem ersten „Marathonläufer”, der in Athen zu Tode erschöpft noch den Sieg vermeldet hätte, gelten als eine über 500 Jahre später kompilierte Legende. So stellt denn auch das Archäologische Nationalmuseum Athen in der Erläuterung einer Abbildung der hier gezeigten Originalstele keine Verknüpfung mit der Marathonschlacht her. – Pausanías bekam übrigens im 2. Jh. n. Chr. noch ein Denkmal für Athens Sklaven zu Gesicht, die zum ersten Mal hätten mitkämpfen dürfen; von dem vermuteten Massengrab für die Perser fand er keine Spur mehr (Beschreibung Griechenlands I 13,3ff.).
Das abgebildete Sarkophagrelief gibt die Endphase der Schlacht wieder, als die Perser sich fluchtartig zu ihren Schiffen zurückgezogen hatten. Halbrechts ist zu sehen, wie Kynégeiros, dem sein Bruder Aischylos zur Hilfe eilt, von dem bärtigen Perser mit der Axt die Hand abgeschlagen wird, als er sich am Schiff hochziehen will. Die von Herodot geschilderte Szene wird auch in dem großen Wandgemälde der Jahrzehnte nach Marathon erbauten und bunt ausgemalten Wandelhalle „Stoa Poikíle” an der Athener Agorá wiedergegeben. Dass auf dem Relief außen links ein schon zu Boden gestreckter Perser einem griechischen Hopliten in die Kniekehle beißt, hat man gelegentlich als eine die Perser als „Barbaren” diffamierende Erfindung dieses Bildhauers gedeutet – dabei sollen sich doch nach Herodot Leonidas' Männer nach dem Verlust der Waffen zuletzt selber mit Händen und Zähnen gewehrt haben!
Die notorische Rede von der Verteidigung westlich-freiheitlicher Kultur gegen die für eine Tyrannis empfänglichen östlichen Völkerschaften wich mittlerweile ernüchternden Einsichten. Was Dareios I. im Sinn hatte, war eine Strafaktion gegen die revoltierenden griechischen Ionier an der Westküste Kleinasiens und die sie unterstützenden Athener und Euböer; jedenfalls beabsichtigte er mit diesem relativ kleinen Expeditionskorps von ungefähr 15- bis 20.000 Mann nicht die Unterwerfung Griechenlands. Dies unternahm erst ein Jahrzehnt später sein Sohn Xerxes I. mit mindestens 100.000 Mann und zerstörte dabei auch unser Reiseziel für morgen, den Poseidontempel in Soúnion.
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