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Delphis Stadion, Austragungsort der athletischen Wettkämpfe
der Pythischen Spiele

 

 

 

Im Auszug wiedergegebene Rekonstruktion von Odysseus' Nékyia” in der Lésche von Delphi (Hermann Schenck, 1893):

In der oberen Bildreihe führen Odysseus' Gefährten die zum Blutopfer bestimmten Widder herbei; Odysseus sitzt weiter außen

vor der mit dem Schwert ausgeho­be­nen Opfergrube, hinter ihm sein jüngst verblichener Gefährte Elpénor, der betrunken vom

Hausdach der Kirke stürzte und sich das Genick brach. Vor Odys­seus ste­hen der Seher Teiresías und Odysseus Mutter

Antíkleia. Auf gleicher Höhe plagt sich ganz außen der verschlagene Frevler Sisyphos ab, der sich einst an Antíkleia verging.

   

Quellen: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/c5/Stadium_of_the_Pythian_games_at_Delphi%2C_060172.jpg

  https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/a/a2/Reconstruction_of_Nekyia_by_Polygnotus.JPG/1920px-Reconstruction_of_Nekyia_by_Polygnotus.JPG

 

Schließlich haben auch wir zu dem 50 Meter über dem Theater liegenden Stadion hochgefunden, in dem die gymnastisch-athletischen Wettkämpfe der Pythien ausgetragen wurden; die Pfer­de­wett­kämp­fe fanden in der nahen Ebene von Kríssa und zuletzt ebenfalls im Stadion statt. Das heute vor uns liegende Stadion stammt aus dem 3. Jh. v. Chr. und fasste über 6000 Zuschauer. Die Sitzreihen wur­den erst im 2. Jh. n. Chr. von Herodes Atticus angelegt, dem großem Mäzenaten und Erzieher Marc Aurels; durch Bergbewegungen hat diese Tribüne allerdings sichtbar gelitten. Die vier Pfeiler hin­ter der Startlinie trugen einen ebenfalls von Herodes Atticus gestifteten Triumphbogen.

  Selbst Aristoteles, für dessen nüchternen Scharfsinn das ganze Orakelwesen ein Graus sein musste, machte sich um Delphis Pythien verdient. Im Auftrag des Heiligtums fertigte er um 336 v. Chr. zusammen mit sei­nem Schüler Kallisthénes, der später als Geschichtsschreiber Alexander auf dem Perserfeldzug begleitete, eine dann in Stein gesetzte Liste der pythischen Sieger an und wurde dafür wie sein Begleiter in Delphi mit ei­nem Ehrendekret und einem Kranz belohnt. Die beschädigte Tafel mit der Inschrift des Dekrets entdeckte 1895 ein französischer Archäologe an einem Brunnen; womöglich hatte man sie nach dem an­ti­ma­ke­do­nisch motivierten Entzug beider Ehrendekrete dorthin verbracht.

   Jetzt erholen sich offenbar viele Besucher von dem anstrengenden Aufstieg oder nehmen trotz strengen Verbots ein Picknick ein. Auch wir lassen uns hier oben eine Zeit lang nieder und studieren hinter der mit Mar­mor­plat­ten ausgelegten Startlinie die schlauen Transportweg der hiesigen Ameisen – und müssen auflachen, als kurz darauf beim Hinuntersteigen unser Blick auf die Serpentinen mit den Hochpilgernden fällt. Ein an­der­mal er­tönt eine Trillerpfeife der gut verborgenen und vor Apollos Sonnenpfeilen geschützten Wächterinnen. 

 

Nur in den Grundmauern erhalten blieb die oberhalb des Stadions gelegene Lésche (λέσχη) der Knidier. Dieses Versammlungshaus enthielt die verschollenen, aber von Pausanías im 2. Jh. n. Chr. detailreich be­schrie­be­nen Wandgemälde des von Aristoteles gepriesenen Polygnot. Die eine lange Wandseite der in der Mitte offenen Säulenhalle schmückte der Maler um 450 v. Chr. mit Fresken zur Zerstörung Trojas („Ilíou pér­sis”) und die andere zu Odysseus’ Totenbefragung („Nékyia”) in der Unterwelt. Goethe ermunterte 1803 die jugendlichen Brüder Riepenhausen, die ihm zugesandten Umrisszeichnungen zurIlíou pérsis zu ver­öf­fent­lich­en und fertigte sogleich selber eine gekürzte freie Übersetzung von Pausanías' Text mit eigenem Kommentar an. Als die bislang beste Annäherung an PolygnotsNékyia gilt der oben auszugsweise ab­ge­bil­de­te Rekonstruktionsversuch von Hermann Schenck; er publizierte 1893 auch eine Rekonstruktionszeichnung derIlíou pérsis”.

   Unter den „Schatten” und Gestalten im Mittelbereich dieser „Nékyia” sind zu erkennen: Der rudernde Fährmann Charon – oberhalb von ihm ein Dämon, der das Fleisch der Toten vertilgt und unterhalb ein Vater, der den eigenen missratenen Sohn erdrosselt – daneben ein Tempelräuber, auf den eine Frau einschlägt – rechts von Charon Tityós, dem zur Strafe für die Entführung von Apollons Mutter Letó ein Geier die ständig nach­wach­sen­de Leber zerhackt – Es folgen Phädra und ihre schaukelnde Schwester Ariadne – die von Aphrodite aufgezogenen würfelspielenden Töchter des Pandáreos – über ihnen die thronenden Freunde The­seus und der Lapithenkönig Peiríthoos – und am rechten unteren Bildrand der mit seinem vergeblichen Bemühen bestrafte Tantalos, der so die Entsprechung zu Sisyphos am oberen Bildrand darstellt.

   Die von mir aus Platzgründen weithin ausgesparte rechte Bildhälfte zeigt unter anderem eine griechische Heldengruppe des Trojanischen Krieges um Agamemnon, Achill und Patroklos; eine Gruppe der Feinde des Odys­seus um Ajax sowie Thersites und Palamedes (beide bei dem von Palamedes erfundenen Würfelspiel); und schließlich eine Gruppe von Trojanern und ihren Verbündeten um Hektor, Memnon und den als Ge­cken dargestellten Paris; dieser klatscht in die Hände, um Penthesileas Aufmerksamkeit zu erregen, wird aber von ihr nicht weiter beachtet.

 

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