Quellen: Henri et Anne Stierlin,
‚Alhambra' (Paris 1991), S. 65 (Pfeile von mir) http://1.bp.blogspot.com/-RHJqsR_LJ9M/Uw9BAM43QPI/AAAAAAAAisc/YpNoui5Sr0o/s1600/P1080868.JPG
http://paqquita.blogspot.de/2014/04/viaje-granada-x-alhambra-y-generalife-i.html
Auf
dem weiteren Weg durch die ineinanderlaufenden Palasttrakte verliert
man – nicht ohne Grund – leicht die Orientierung, weshalb ich
oben eine genauere Planzeichnung wiedergebe: Neben dem
ehemaligen Gebetssaal (2) liegt noch im Mexuar-Palast das „Goldene
Zimmer” („Cuarto
Dorado”:
3), das mit dem südlich darunterliegenden „Goldenen
Hof”
(„Patio
del Cuarto Dorado”:
4) oft in eins gesetzt wird, obgleich dieser mit einer Brunnenschale
geschmückte Hof sich deutlich als Übergangszone hin zum
Privatbereich des Comares-Palastes (5ff.) präsentiert.
Das
im 14. Jh. von den Nasriden erbaute „Goldene
Zimmer” hat
seinen Namen erst zur Zeit der „Katholischen Könige” erhalten,
die seine Zedernholzdecke mit einer Goldbemalung dekorierten.
Das Zimmer diente zuvor als Audienzhalle und Sekretariat des Emirs.
Über den drei Zugängen zitieren in den Stuck gearbeitete Koranverse
fortlaufend eine Stelle aus Sure 3 („Der Sieg kommt von Allah
allein ...”). Der schmale Zugang vom Mexuar-Saal her in die dem
Zimmer vorgebaute Säulengalerie diente sicherlich auch der Sicherung
dieses Residenzzimmers und des „Goldenen
Hofes”,
in dem der Emir Audienz hielt. Und zwar befand sich sein mobiler
Thronstuhl dann auf der gegenüberliegenden Südseite des Hofes, die
auf vertracktem Wege in den Comares-Palast führte.
Wie
oben vielleicht zu erkennen, wurden während des Verfalls der
Palastanlagen und vieler notdürftiger Umbauten im „Hof des
Goldenen Zimmers” auch Hühner- und Schafställe aufgestellt.
Die
ebenfalls von grünen Azulejosockeln umrahmte Gebäudefassade auf der
anderen Hofseite gehört zum Westflügel des Comares-Palastkomplexes.
In welchem Zustand sie die Fassade zur Zeit von Washington
Irving befand, dokumentiert die 1835 als Lithographie publizierte
Zeichnung des Engländers J. F. Lewis, auf der noch die irgendwann
einmal angefügten Balkonwohnungen und andere Einrichtungen der
neuen verarmten Alhambra-Bewohner zu sehen sind.
Die
fünf oberen Fenster werden von kalligraphische Schriftbändern mit
dem mehrmals wiederholten Wahlspruch
der Nasriden
umlaufen:
„Es
gibt keinen Sieger außer Allah”.
Der Dynastiebegründer Muhammad I. soll mit diesem
bescheiden wirkenden, wohl aber auch als Rechtfertigung gedachtem
Wort die Eroberung des Emirats von Sevilla kommentiert haben, an der
er als Vasall Ferdinands III. teilnehmen musste. Der Spruch variiert
den vorhin von mir zitierten Koranvers.
In
einen der Balken unter dem Dachvorsprung ließ er ein doppelsinniges
Gedicht seines Hofpoeten und Premierministers Ibn
Zamrak
einschnitzen,
dessen Anfang übersetzt lautet (s. S. 51f. dieser
Studie):
„Mein
Platz ist der einer Krone und meine Tür ist die Stirn,
meinetwegen
beneidet der Orient den Okzident”.
Platziert
ist also der anthropomorph formulierte Spruch an der Dachkrone,
während das Zwillingsportal die Stirnseite des Comares-Palastes
darstellt; genau hier befand sich der Thronstuhl des Emirs. Den
Hinweis auf Orient und Okzident haben manche Interpreten auch auf die
Weggabelung bezogen, die sich hinter diesem Portal verbirgt.
Denn
dieses Doppelportal sollte etwaige Attentäter und andere Angreifer
in Verwirrung stürzen. Der eine Eingang führte nämlich in eine
Sackgasse und durch den anderen gelangte man in einen schmalen
Zickzackkorridor, der sich erst zuletzt für den Myrtenhof
des
Palastes hin öffnete. Der sich dann bietende berückende Anblick war
womöglich noch verwirrender:
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