Quelle für das obere Photo links: https://en.wikipedia.org/wiki/Kwun_Yam_Shrine#/media/File:Kwun_Yam_Shrine_201501.jpg Die anderen Fotos stammen von mir und einem Teilnehmer unserer Reisegruppe
Nach
der Hafenrundfahrt wird unsere Gruppe noch in die kaum 10 km weiter
östlich gelegene Repulse-Bay
von
Hongkong Island gefahren. Man führt uns sogleich zu dem bei einem
kleinen Badestrand errichteten Tempel mit den zehn Meter hohen
Statuen der daoistischen
Gottheiten Tin Hau und Kwun Yam.
Erstere gilt als Schutzpatronin der Fischer und Seefahrer und hat in
Hongkong über hundert andere Tempel oder auch private Tempelchen
erhalten, und sei es nur in Nischen oder auf Balkons. Auch Kwun Yam
wird als Beschützer(in) der Seeleute verehrt, tritt aber vor allem
in der Rolle als Guanyin
auf,
als Bodhisattva des Mitgefühls.
Leider
ist diese in den 1970er-Jahren von lokalen Politikern und
Geschäftsleuten konzipierte Tempelanlage in ihrer Farbenschrillheit
und mit ihrem Sammelsurium von Glücksgottheiten sowie materiellen
Glücksbringern so verkitscht wie so manch andere neuere
Touristenattraktion Chinas. Die Meeresschildkröten in einem kleinen
vergitterten Bassin müssen einiges aushalten: Wer mit einer
Münze den Kopf oder Panzer einer Schildkröte trifft, soll eines
Tages hierhin wiederkehren dürfen. Manche dieser Tiere fressen wie
auch in anderen fernöstlichen Tempeln die Münzen und gehen daran
elend zugrunde.
Wir
beiden lassen wie andere aus unserer Gruppe den Tempelbezirk sogleich
links liegen und wandeln bei einer vorabendlichen Lufttemperatur
von 25°
barfuß
auf dem schmalen feinen Sandstrand. Die See liegt friedlich da, laut
unserer Reisebegleiterin ist die Taifun-Saison soeben zu Ende
gegangen. Sie erwähnte noch, daß bei einer Taifunstärke der
Kategorie 8 alle Arbeitnehmer und Schulkinder schon bei der
Kategorie 3 frei hätten.
Die
hier wie andernorts zu bemerkenden halbkreisförmig angeordneten
Bojen markieren eine durch Hainetze
gesicherte
Grenzlinie. In Richard Masons Roman 'Suzie
Wong'
(1957)
verliert
in dieser Bay ein Engländer durch einen Hai Bein und Leben. Die
Netze, so erfahren wir jetzt, sollen nicht nur die Badenden vor
Haien schützen, sondern auch die Haie vor den Fischern, die ihnen
die als Delikatesse sehr begehrten Flossen abschneiden (und den so
verstümmelten Fisch oft einfach ins Meer zurückwerfen).
*
Erst
jetzt, bei schon einbrechender Dunkelheit, werden wir alle zu unserem
letzten Hotel auf der nördlich von Hongkong Island gelegenen
Halbinsel Kowloon
('Neun Drachen')
gebracht.
–
Wir
beiden durchstreifen noch das umliegende Viertel. Von ihren Müttern
begleitete Kleinkinder tollen hier auf einem erleuchteten winzigen
Spielplatz herum; vor einer wie üblich garagenkleinen
Auto-Motor-Werkstatt sitzt zeitungslesend ein wartender Kunde auf
einem Bambusstuhl; ein letztes Mal studieren wir die uns immer noch
überraschenden Meeresfrüchte eines Delikatessengeschäfts und
meiden ein andermal diese so verlockenden, aber kaum beleuchteten
Seitengassen.
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