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VI GERMANISTICA



Chinesisches Sexualmuseum von Tongli. Oben: Skurille Zwillingssäugung


Unten: "Using penis for later generations" (so die Plakette für die Skulptur)
Quelle für das Photo rechts oben: http://thechinaguide.com/suzhou/?72#num=16&id=Water_Town_Tongli_Sex_Museum   Die anderen Fotos sind von mir (H.F.)

Wie gewöhnlich hat sich unsere Reisegruppe nach Festlegung des Abfahrttermins bald zerstreut. Während die einen den beliebten Tuisi-Garten und die anderen zwei wegen ihrer kostbaren Schnitzwerke bekannte Gebäude aufsuchen, begeben wir beiden uns zu dem 'Chinesischen Sexualmuseum', das bis 2004 in Shanghai lag. Vor dem geöffneten Eingangsbereich erhebt sich, mehr als Lockfigur denn als Warnzeichen, ein in Ketten gelegtes Phal­lusmonster. Im Museumspark treffen wir sogleich auf freilaufende Hasen und Kaninchen, die in China nicht bloß als Liebes- und Fruchtbarkeitssymbole gelten, sondern auch die gestörte oder zügellose Sexualität bezeichnen. Etliche Großskulpturen im Park sind bemerkenswert humorvoll ausgeführt, so eine im Stehen ihre Zwillinge säugende Mutter und besonders die mehrmals von einer Schildkröte gekrönten Phal­lusmotive. Die wie behütend dro­ben auf der Spitze dasitzende "Schildkröte", die im Chinesischen dasselbe Zeichen wie "Eichel" hat, soll auf die Vorsorgepflicht für künftige Generatio­nen hindeuten. Der abgebildete Phallus im hochhackigen Frauenschuh spielt gewiß auf die sexuell konnotierte Verstümmelungstradition der gebunde­nen Frauenfüße an.

   Das Museumsgebäude stellt überwiegend kleinere Skulpturen, sexuelle Hilfswerkzeuge und Abbildungen aus, darunter Plastiken sich begattender Tiere, Photos und Zeichnungen von Yin-Yang-Steinen, die menschlichen Genitalien gleichen, Aufklärungstexte über Homosexualität und einige "Yaxi­angdi", Ton- oder Porzellanfigürchen in sexuellen Positionen, die wie auch illustrierte "Brautbücher" der Braut zur Unterweisung als Hochzeitsgeschenk ihrer Mutter oder in der Aussteuer übergeben wurden. Neben Spezialgeräten aus Bordellen des 19. Jh. sieht man auch ein Kastrationsmesser für die­nigen, die als Eunuchen in höfische Dienste treten wollten. Und wie beiläufig wird hier auf die sexuelle Aura bestimmter religiöser Symbole aufmerk­sam gemacht.

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